Freitag, 27. Juli 2018 20.00

KREISKY

Jetzt kann’s man ja erzählen: Das Popfest wollte Kreisky schon beim allerersten Mal 2010 im Programm haben, schließlich waren sie damals gerade zwei Alben alt und standen an einem frühen Höhepunkt ihres Einflusses auf die Musik dieser Stadt.

Aber Booking-technisch ging es sich leider nicht aus, und wir mussten stattdessen diesen weithin unbekannten Nino aus Wien auf die Seebühne stellen. So kann’s gehen.

Es sollte dann noch zwei Jahre dauern, bis wir Kreisky endlich auf die Seebühne locken konnten. Ein großer Abend.

Was der Programmschreiber damit sagen will: Kreisky sind schon eine ganze Weile das Sprachrohr der gehobenen Misanthropie, und die Welt rund um sie hat sich in der Zwischenzeit dementsprechend stark bzw. noch unerwartet stärker verändert. Das sieht auch der/die Infoschreiber_in ihrer Plattenfirma so: „Der schimpfende Mensch, der vielen Kreisky-Songs die Perspektive lieh, ist vom Querulanten, der sich an der Supermarktkasse über den Joghurt-Preis beschwert, erst zum ‚Wutbürger‘ und dann zum Präsidenten der Vereinigten Staaten geworden.

Kreisky haben für die geänderte Pop- und Weltlage zwei saftige Antworten parat. Ihrer viel diskutierten und hymnisch besprochenen Theaterarbeit Viel gut essen, einer Kollaboration mit der Autorin Sibylle Berg im Wiener Rabenhof-Theater, folgt jetzt – endlich! – ihr fünftes, logischerweise bestes und überraschend leichtes Album Blitz. Eine glatte 11 auf der 10-stufigen Comeback-Skala.“

Ist auch adäquat so, wenn der Dampf der Scheiße rundherum ebenfalls bei 11 auf der Scheißdampf-Skala steht. Und dabei reden wir jetzt nicht mehr von Schauspielern wie damals 2011, als man sich noch seine Luxusprobleme aussuchen konnte. Heute sind wir alle „Veteranen der vertanen Chance.“ Klingt hart, ist ja auch Kreisky.