popfest
Florian Horwath

Florian Horwath

Er ist der lockige Beau mit der brüchigen Stimme, dem großen Charisma und dem sicheren Talent, aus dem kleinsten Körnchen Melodie die große Geste wachsen zu lassen. Aber übergeben wir das (gekürzte) Wort besser gleich an Philipp L’heritier: „Wieviel Melancholie und gefühlige Sehnsüchtelei ist denn der junge, weiße, hühnerbrüstige Künstler in seinem musikalischen Schaffen heute noch zu schultern imstande, ohne nur eine Idee von Angst haben zu müssen, gleich im Rollenfach des weinerlichen Schmerzenmannes zu landen, der sich bloß in der eigenen Selbstmitleidssulz windet? Der gebürtige Innsbrucker und über Umweg Berlin mittlerweile schon seit längerem in Wien angekommene Horwath war Radiomann bei FM4, viel zu kurz war er eine Hälfte des formidablen elektronischen Glampop-Duos Grom und heute noch werkt er – wenn auch viel zu selten – unter seinem Nom De Plume Tschamba Fii als Plattendreher. Professions- und musikalischer Passions-Mittelpunkt liegen bei Florian Horwath aber seit geraumer Zeit schon im Themenfeld Singer-Songwritertum. Sein neues Album hat Florian Horwath mit einer Handvoll Musikern in Wien im Studio Deluxe von Gerald Votava (der hier auch prominent an diversen Instrumenten wirkt) eingespielt und ihm den Titel ‚Speak To Me Now‘ gegeben.
Fragiler, durchsichtiger ist der Sound von ‚Speak To Me Now‘ verglichen mit der Opulenz von ‚Sleepyhead‘ geworden, oft genügen Gitarre und Besenschlagzeug, Melodica, Ukulele oder agiles Gefiedle akzentuieren, ein wenig elektronisches Poltern, Orgelei, und Sven Regener kommt im Studio vorbei, um da und dort das Flügelhorn zu blasen. Die Musik von Florian Horwath ist ein zärtliches Fauchen, ein von Optimismus getragenes Wimmern. Eine Stärke von Florian Horwath ist dabei nach wie vor, dass „Gesang“ im traditionellen Sinne eben keine seiner ausgewiesenen Stärken ist. Fehler ist da wieder einmal King. Vom Habitus her kann man sich da bisweilen an Stephen Malkmus erinnert fühlen, immer wieder an Neil Young, an eine ruppigere Variante von Robert Wyatt oder Eigenbrötler-König Daniel Johnston in leicht finsteren Stunden. Das sind alles freilich bloß doofe Referenzen, die ich Florian Horwath da gerade ohne sein Wissen und Zutun in die Biografie dichte. Tatsächlich hat der gar nicht mehr so junge Mann spätestens mit der vorliegenden Platte seinen eigenen Sound gefunden – eigene Stimme, das hat er ja immer schon gehabt.“