popfest
A Life, A Song, A Cigarette

A Life, A Song, A Cigarette

„This town is driving me mad“, singt Stephan Stanzel, der nie um einen haltlosen Gefühlsausbrauch vor dem Mikrophon verlegene Frontman von A Life, A Song, A Cigarette in „Black Air“. Er spricht uns aus dem Herzen. Aber vielleicht hat gerade das ewig Enervierende an Wien ja sein Quäntchen beigetragen zum Wildwuchs an großen Songs, die in den letzten Jahren aus allen Mauerritzen dieser Stadt gewuchert sind. Nicht wenige davon haben A Life, A Song, A Cigarette geschrieben, sie benennen sich manchmal nach Frauen wie „Marie“ oder „Joanne“, manchmal nach großen Wörtern wie „Love“, „Down“ und „Change“, und sie leben in einer von drängenden Cellos, Lapsteels, Tasten und Gitarren bevölkerten Welt der melancholisch romantischen Emphase. Die Musik, die diese Band macht, mag ihre offensichtlichen Ursprünge in der amerikanischen Vorstadt haben, aber sie eignet sich hervorragend als Soundtrack zum Blick aus einer fahrenden U6-Garnitur auf die gelb erleuchteten Fenster in den schwarzen Fassaden. Schreibt Barbara Matthews: „Mit dem geschickten Händchen von Ken Stringfellow (R.E.M., The Posies, u.v.a.) an den Reglern, tauchen sie ab in eine neue Dimension. Dort wo der Blues mit einer Selbstsicherheit aus dem Ärmel geschüttelt wird (‚Down‘), dort wo die Arrangements locker zwischen zerbrechlicher Einsamkeit (‚Fever‘) und Sechziger-Jahre-Experimenten dahin schweben (‚Tears‘), dort wo man nicht weiß, ob man weinen soll oder ob doch wieder alles gut wird (‚Truth‘). Frontman Stephan Stanzel trägt sein gebrochenes Herz gerne wie einen Orden an seiner Brust, doch auf ‚Black Air‘ macht die Melancholie Pause und lässt die Bühne frei für den ein oder anderen Appell: Der Titeltrack und das lokal-kolorierte ‚Simmering‘ beschreiben die zwischen Stagnation und Eskapismus gefangenen Momente.“