Freitag, 24. Juli 2015 01.00

VENTIL

Im Waschzettel zu ihrem heurigen Debüt-Album wird der Sound, den Peter Kutin, Florian Kindlinger (beide ehemals Dirac), Katharina Ernst und Michael Lahner gemeinsam erzeugen mit den Worten „als wäre Varese eine Kooperation mit den Swans eingegangen“ schon sehr treffend beschrieben. „Ein Ventil“, heißt es da ferner, entlasse bekanntlich Druck, „dreht man es auf. Druck wiederum ist ein Maß für den Widerstand, den Materie einer Verkleinerung des zur Verfügung stehenden Raumes entgegensetzt. Dementsprechend treibend und kräftig verschafft sich hier ein erfrischender Gegenentwurf Luft zu dem, was musikalisch sonst im Alpenland passiert. Da hat man sich etwas überlegt, da sind Späne gefallen, da glühen die Sägeblätter noch nach. Da koppelt sich pulsierende Elektronik mühelos an flächige, sehr plastische Texturen, gerinnt Sound trotz der gebotenen Dynamik immer wieder zu purer Spannung. Genre: Sogmusik.“ In anderen Worten: Es kracht rhythmisch hypnotisch wie sonst eher aus Laptops, aber unter den Fingern einer von den „Lichtstrukturen“ der Künstlerin Conny Zenk unterstützten Live-Band, die sonst übrigens in einer ehemaligen Spiegelfabrik im Waldviertel probt und aufnimmt. Beim Hören von Ventils LP „Ventil“ (erschienen auf Ventil Records, die meinen es wirklich ernst mit dem Druckablassen) stellt man sich zwangsläufig vor, dass dabei der eine oder andere Spiegel spontan in tausend Stücke zersplittert sein mag.