Donnerstag, 23. Juli 2015 00.30

Aiko Aiko

Abstrakte Elektronik und Psychedelik, Found Sounds und ihre gefilterten Freunde sind allesamt kein zwingender Widerspruch zum Song. Aiko Aiko zum Beispiel ist die Sorte von elektronischem Act, auf dessen Bandcamp-Seite es Songtexte zu lesen gibt. „The girls and boys come out at night / they hold each other tight / but their kiss and speech are poisonous / they’ll summon up a fight“, heißt es da etwa in den Lyrics zu „Im Dämonengarten“, einem der atmosphärischsten Songs ihres Debüt-Albums „Lab Rats, Escape“ gezählte drei Jahre nach ihrer EP „Love Is A Doing Word“ (schöner Titel). Hier geht es nicht bloß um entflohene Laborratten, man hört auch die Protokolle langer nächtlicher Fußwege durch das ausgestorbene Wien, und die wie sich ein milchiger Film über den Horizont erstreckenden Synth-Flächen vermitteln einen Eindruck von bedrohlichen, weiten Räumen zwischen den dunklen Häuserblöcken. Vor allem aber von einer sehr tiefen, ungetilgten Melancholie. Aiko Aiko sind Nada Aiko, die singt, schreibt, Keyboards spielt und Pascal Holper, der die Beats programmiert und hin und wieder gar ein straightes Schlagzeug spielt (wer spielt da neuerdings die Gitarre? Wir werden sehen), ehe beide die Summe ihrer vereinten Beiträge in ihren meist sieben- bis zehnminütigen Songs elektronisch manipulieren, pitchen, zerhacken und neu zusammensetzen (doch, es sind Songs, nicht Tracks, obwohl sie angeblich aus Improvisationen hervorgehen), auf ihrem Album nun auch unterstützt von Daniel Weltlingers Geige und Asam Al-Chalabis Oud.