Samstag, 27. Juli 2013 00.15

SPRING AND THE LAND

Sie kommen aus Graz und machen Musik, der man ihre Liebe zum Werk von Neil Young, Big Star, Yo La Tengo oder Mercury Rev anzuhören meint, nicht aber ihre Herkunft. Denn die Americana von Spring and the Land atmen die unverfälschte Cinemascope-Wahrheit der reinen Fiktion. Tatsächlich wirken die auf Youtube herumgeisternden Videos dieser Band rund um die beiden Kernmitglieder Jacques Bush und Marino Acapulco wie Dokumente einer jener College-Rock-Bands aus den mittleren bis späten Achtzigern, die mit der unscharfen Retro-Brille des VHS-Zeitalters die späten Sechziger wiederentdeckten. Siehe den EP-Titeltrack „The Outside“ (2009, erschienen vor dem Album „Outside My Window“) mit seinen herrlichen Westcoast-Chören; oder jene drei Songs aus einem auf Youtube zu findenden Proberaum-Mitschnitt vom letzten September, in dem auch der für das Bandprojekt namensgebende Song vorkommt: „It was spring and the land was pure and warm…“, ein offenbar programmatischer Satz der auch dem in seiner Hippie-Seeligkeit leicht skurrilen Clip zur letztjährigen Single „Flowers“ vorangestellt wird. Jene Nummer wiederum scheint eine völlig andere Welt zu bewohnen als die Kehrseite der Seven Inch „Superbitch“, was den möglichen Gedanken aufwirft, dass wir es hier mit einer von Ween-Fans gegründeten, geheimen Pop-Guerilla zu tun haben könnten. Beide Songs stammen übrigens aus dem Nachlass von dogboy!, der elektronisch operierenden Frühneunziger-Inkarnation derselben Band. Bei Leuten, die ihre Platten von Kramer (shimmydisc, Bongwater) mastern lassen, können solche stilistischen Hakenschläge kein Zufall sein. Unklar bleibt nur, wie es diese faszinierende Band geschafft hat, sich über so lange Zeit so weitgehend von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Da muss wohl die Öffentlichkeit selbst dran schuld gewesen sein.