Freitag, 27. Juli 2012 02.30

Binder & Krieglstein

Als Rainer Binder-Krieglstein sich mit seinem letzten Album „New Weird Austria“ an die Volksmusik seiner steirischen Umgebung heranmachte, saß er auch schon gleich tief in den Nesseln zwischen zerknirschten AuthentikerInnen und diversen beamteten Pop-Aufsichtsbehörden, die daran erinnerten, wer alles nicht schon vorher dieselbe Idee gehabt hätte. Das Verhältnis des österreichischen Pop zur Volksmusik ist nicht ohne Grund ein gestörtes, aber niemand könnte behaupten, dass Binder-Krieglstein sich mit einer einfältigen Volks-Elektronik-Fusion der Variante „alles, was bpm hat, geht“ zufrieden gegeben hätte. Wie die in Songs wie „Londabaja“ einfließenden osteuropäischen Sounds illustrieren, bildet er vielmehr ein Graz ab, in dem kulturelle Einigelung und Öffnung gleichzeitig vonstatten gehen. Wenn Jon Savage einmal beobachtete, dass Cabaret Voltaire genauso klangen wie die Stahlwerke, die man des Nachts von ihren Schlafzimmern aus hörte, dann lässt sich daraus vielleicht die beste Erklärung dafür ableiten, warum auch Binder-Krieglstein als Musiker mit offenen Ohren jenes „New Weird Austria“ reflektieren muss.