popfest

Schmieds Puls

Das eigentlich Schöne am Pop ist ja die Ausnahme: Manchmal, nur manchmal wird auch die verstiegenste Musik allen Hausregeln der Massenverarschung zum Trotz konsenstauglich. Aber nie geschieht das ganz von selbst. Im Fall von Schmieds Puls liegt der Hauptgrund wohl in der fesselnden Präsenz und dem schillernden Talent der Mira Lu Kovacs, als Performerin wie als Autorin. Und wer das jetzt pathetisch findet, hat sie vermutlich noch nicht live erlebt.
2013 überzeugte, nein verblüffte sie beim Popfest noch ganz allein mit Sperrholzgitarre und ihresgleichen suchender Stimme, 2014 stand sie im Trio mit Christian Grobauer am Schlagzeug und Walter Singer am Kontrabass auf der Seebühne.
Seither haben Schmieds Puls ihr zweites Album, das in seiner mutigen Reduktion und seinem geradezu bestürzend offenherzigen Songwriting kaum zu übertreffende „I Care A Little Less About Everything Now“ herausgebracht. Sie wurden dafür – man mag davon gehört haben – mit dem FM4-Award gekrönt, ein Publikumspreis wohlgemerkt, ein Zeichen eben, dass man den Leuten auch durchaus was abverlangen kann. Alles nur eine Frage des Mesmerisierens. Live haben Schmieds Puls mittlerweile eine seltene dramaturgische Effizienz und Selbstsicherheit entwickelt, da wird aus Stille Spannung erzeugt und weggelassen, was nur geht, bis jede in Kovacs‘ erfindungsreicher Fingerpicking-Technik gezupfte Saite zum genau richtigen Zeitpunkt an genau der richtigen Stelle funkelt wie ein Silberfaden innerhalb eines durchsichtig feinen Gewebes. Okay, das war jetzt wirklich pathetisch, aber es stimmt.