„Warum schenkst du mir Parfüm?“, ein Satz, der Beziehungen kippen kann. Die Brüder Enzio und Hieronymus Kloss, einer blond, einer dunkel, als Schattenmusik gemeinsam gewissermaßen die Hall & Oates der selbstironischen Salzburger indie dorée (Schnurrbärte!), stellen diese Frage ins Zentrum ihres feierlich am Klavier begleiteten Liedes „Tote Tauben“. Im Video zu „Auf der Seidenstraße“ singen sie im Pyjama zu spärlicher Gitarren- und Orgelbegleitung Zeilen wie „Im Westen geht’s uns gut, der Beuys ist back in town“. Via Leonard Cohens viel missbrauchtem „Hallelujah“ hanteln sie sich von dort weiter zur Verkündung des „ersten ökonomischen Gottesdienst“. Ihr Covid-Ära-Song „Maskenmarie“ wiederum fasst den damaligen Diskurs in der schönen Phrase „Kauf um dein Leben / Die Maske auf /Kauf“ zusammen.
In der Zwischenzeit haben die Gebrüder Kloss mit Schlagzeuger Moritz Meixner und Bassist Markus Windisch ihre Schattenmusik auf Band-Format erweitert. Ein neuerer, publikumsfreundlich ausrockender Song wie „Alle lieben Susi“ („Ihr Name ist Susanna, sie nennt sich Susi / Schaut aus wie Rihanna, ihr spirit is free“) lässt ahnen, dass Schattenmusik mit ihrem im September kommenden Debüt-Album „Alles Liebe“ den logischen nächsten Schritt ins Rampenlicht tun werden. „Als tugendhafte Humanisten”, untertreibt der offizielle Info-Text, „beschwören sie mit archaischer Symbolik die Engel und Geister der Liebe und tragen voller Freude die westliche Hochkultur zu Grabe. Sie nennen das: Psychedelische Schlager. Auf die Frage, was das eigentlich sein soll, antworten sie mit einem Schulterzucken und verweisen lächelnd auf McCartney/Lennon, Helge Schneider bzw. Helene Fischers bösen Zwilling. Ihre Lieder verbinden die subversive Sprache des Konsumkapitalismus mit stark verdichteter deutscher Lyrik und vermeintlichem Nonsense.“
Foto © Christoph Liebentritt