Werk und Wahrnehmung dieser vielseitigen Berlinerin finden auf völlig verschiedenen Ebenen gleichzeitig statt: Da ist die Rosa Anschütz, die Universalkünstlerin, die einige Jahre in Wien auf der Angewandten verbrachte und die düsteren, elektronischen Popsongs ihres letzten Albums „Goldener Strom“ auf der Bühne der Deutschen Oper präsentierte. Passend, weil sie nebst ihren eigenen Songs aber auch Musik für Theater und Film schreibt. Das ist die Rosa Anschütz, die mit Gitarre und Loop-Pedal Reverb-saturierte Songs aus dem scheinbaren Nichts zaubert, wenn sie nicht dazu noch ihre Drum Machine oder ihren modularen Synthesizer anwirft. Nur durch ihre dunkle Stimme ist sie wiedererkennbar als jene Rosa Anschütz, die mit dem brachial hämmernden, mehr als club-tauglich technoiden Kobosil 44 Rush Mix bisher 14,5 Million Streams auf Spotify eingefahren hat und dann mit „Granite“ wieder einen über weite Strecken Beat-befreiten Song ins Netz stellt, der in liquider Poesie mediale Überfütterung thematisiert: „The overflow of images is limitless / And there’s no room for doubt / And no guarantee for some right interpretation“, singt sie, „Hands in front, cover your eyes.“
Und selbst da sprechen wir bloß von der musikalischen Dimension ihrer transmedialen Kunst, die mit verschiedenen Formen der Inszenierung, Fotografie und Film arbeitet. „Ihre Musik“, sagt der Info-Text (übersetzt aus dem Englischen), „handelt von dem Begehren, zu treiben, sich dem Moment hinzugeben, und von der Bewegung des Lebens. Gleichzeitig stellt sie den Willen dar, der Welt zu widerstehen und ihren Strömungen, die einen manchmal mitnehmen wollen, wo man nicht hin will. Wie kann man zu einer Insel in der Strömung werden?“
Foto © Lucas Bihler