Wenn beim Fettkakao-Label Startum eine zugelassene Kategorie wäre, dann wären sie wohl die All-Star-Band: In Lime Crush verbünden sich Veronika Eberhart (Plaided, Tirana), Nicoletta Hernandez (Cry Baby, Mopedrock!!), sowie Philipp Lampert und Label-Betreiber Andi Dvorák zum Zweck der Erzeugung kontrollierter Queer Punk-Explosionen.
Die Lunten, die sie zünden, führen einerseits in Richtung K Records (sie haben mit Calvin Johnson getourt), andererseits in Richtung der Riot Grrrl-Ästhetik der frühen 1990er. Festgelegte Gitarre-, Bass-, Schlagzeug- und Gesangsrollen werden genauso wenig akzeptiert wie überall sonst im Leben. Alle spielen alles, und je nachdem bewegt sich der Sound frei zwischen Popsong („I Don’t Wanna Die Alone“), Garagen-Punk („Baby“) und High-Speed Schrammel-Core („Never“ von ihrer jüngsten Split-7“ mit Alte Sau). Wo andere von Selbstdarstellung befeuert sind, spürt man bei Lime Crush die Energie eines ebenso leidenschaftlichen wie selbstverständlichen Aktivismus – Punk im idealistischen, politischen Sinn eben.
Auch das ist übrigens eine Art, sich international zu vernetzen, sodass es schon einmal – wie auf Youtube abrufbar – dazu kommen kann, dass Lime Crush in einem verschwitzten, überfüllten Power Lunches in Dalston einen Song über die Räumung der Pizzeria Anarchia zum Besten geben. Und alle verstehen, worum es geht.
Auch im Zeitalter der neuen Festungen bleibt DIY grenzenlos.