popfest

Hearts Hearts

Tüfteln am Laptop. Singen mit geschlossenen Augen. Ausgeklügelte Stepptänze am Effekt-Board. Schlagzeugbeats wie geometrische Anordnungen – Johannes Mandorfer, Daniel Hämmerle, David Österle und Peter Paul Aufreiter alias Hearts Hearts sind so eine Art von Band, Produkte des 21. Jahrhunderts, sprich der Welt seit Radioheads „Kid A“, als das Modell der Rockband als Versuchslabor für Nerds eingeführt wurde.
War das endlose Herummurksen an Produktionen früher nur sehr erfolgreichen Bands in der Phase ihrer Selbstzweifel vorbehalten, so steigen Hearts Hearts an diesem Punkt in die Konversation ein. Zwar begannen Hämmerle und Österle vor fünf Jahren eigentlich als Singer-Songwriter-Duo, aber auf dem Weg zu ihrem Ende letzten Jahres beim deutschen Label Tomlab (Patrick Wolf, Owen Pallett, The Books) erschienenen Album „Young“ haben die seither auf ein Quartett angewachsenen Hearts Hearts derart obsessiv an ihrer Musik herumgeschraubt, ja ganze Nächte in musizierender Klausur in einem ländlichen Kloster verbracht, dass keine Spuren dieser Wurzeln mehr hörbar sind.
Ihre zerebralen Texte scheinen sich vor allem um die Spannung zwischen den eigenen Sehnsüchten und der von der Gesellschaft geforderten Leistung und Effizienz zu drehen. „How shall I work more efficiently?“ („Bent Pyramid“) Insofern kann man die Verlangsamung eines Schaffensprozesses auch als grenzsubversive Geste betrachten. Wenn im Verlauf der Produktion eines von elektronischen Prozessen geprägten Debüt-Albums Software und Betriebssystem mehrmals obsolet werden, dann wird irgendwann schon Arbeitsprozess für sich zum Gegenentwurf.