Für Freund*innen ihrer Kunst wird dieser Solo-Auftritt wohl sowas wie eine Art reduzierte Vorpremiere, denn im kommenden Herbst wird Sigrid Horn mit einem neuen Album auf Tour gehen, das sie mit „das Nest“, einem Streichquartett mit zwei Bratschen, eingespielt hat. Ihrem dritten nach „sog i bin weg“ (2018), „i bleib do“ (2020) und drei Jahren Pause. Die vielversprechende erste Single-Auskopplung „leiser“, Befund einer erstarrenden Beziehung, die sich aus dem Konflikt ins Schweigen verflüchtigt. Strophen wie diese erinnern auf berührende Weise daran, zu welch sanfter Wucht der Worte diese Liedermacherin im Stande ist: „Du sitzt im ersten Stock / I waaß dir geht’s wie mia / I bin im Erdgeschoss / Es schlaft wer auf mia / I tätat gerne schreien / Aber da weckat i wen auf / Waaß goa net, ob i des no kann / Mei Stimme lasst mi aus / Leiser / Wir werden immer leiser“ (Transkription ohne Gewähr)
„Sigrid Horns drittes Album“, sagt der Info-Text, „ist ein düster-liebevoller Dialekt-Liederzyklus mit Streichquartett. Die erdrückende geopolitische Situation im Zusammenspiel mit Isolation, Rückzug aufs Private durch die Geburt ihres Kindes sind das Biotop, in dem diese Lieder gewachsen sind. Über allem steht die Hoffnung, das Überkommen, das Überstehen.“
Foto © Pamela Russmann
