Städter*innen, die sich tendenziell vom Land bedroht fühlen, werden in den Liedern von Paul Plut reichlich Grund zur Bestätigung ihres Bauchgefühls finden. „Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse“, sein jüngstes Album (den letztjährigen Soundtrack „Kurz nach Schalling unterm Berg“ ausgenommen) erzählt Geschichten von Menschen mit nassen, kalten Füßen, die wo falsch abgebogen sind und um ein bisschen Wärme und Schutz vor der Finsternis da draußen betteln. Von flüchtigen Begegnungen durchs Autofenster auf der Bundesstraße, die immer schon vorbei sind, wenn man sie gerade erst bemerkt hat. Und von der langen Stille im Dorf nach dem Weltuntergang, auf der Langlaufloipe und in der Raika, wo jetzt der Fuchs wohnt.
Solche Dinge erzählt der geborene Schladminger, heutige Wiener in seiner zittrigen Stimme zu klappernder Percussion, Akkordeon, Gitarre, Klavier, und über allem liegt dabei ein manchmal gehörtes, manchmal nur gefühltes Tremolo.
Der Weltuntergang war schon 2016 auf seinem Debüt-Soloalbum „Lieder vom Tanzen und Sterben“ Thema gewesen (siehe die große Hymne „Klatsch“), aber jetzt klingt er nicht mehr nach solipsistischer Erfahrung, sondern nach kollektiver Gewissheit. Plut singt heute Lieder für die versunkene Welt von morgen „aus aner andern Zeit, als des Tal voll Wasser woa.“ Er schafft nicht weniger, als unserem großen prä-apokalyptischen Dilemma Ausdruck zu verleihen, dass der eigenen Vergänglichkeit nicht mehr die tröstliche Gewissheit des Weiterlebens des Rests der Menschheit und somit das Weiterleben in deren Erinnerung gegenübersteht: „I bin traurig, so traurig, weil i’d Zeit net aufhalten kann“, singt er, und man spürt, dass man ihm bis zum Ende zuhören muss: „I bin traurig, so traurig, weil des was zöht net bleibt.“ (Transkriptionen aus dem Steirischen ohne Gewähr)
Foto © Daniel Sostaric