Sa 29/07 20.30

Seebühne

NENDA & GILEWICZ

Es gibt einen Mitschnitt von letztem Weihnachten auf Youtube, von einem Konzert im Innsbrucker p.m.k., auf der Bühne die Band Gilewicz und NENDA, also die weiße (aber Soul- und Hip Hop-verständige) Indie-Band (Sänger Lukas Gander, Bassist Julian Freisinger, Drummer Paul Heidler, Gitarristen Thomas Krug, Georg Gruber) und in ihrer Mitte die Rapperin: „A mixed chick“ wie Gander im Refrain singt. „Zu dunkel für das eine Land zu, weird für das Andere“, rappt sie dazu. Man merkt, dass das Publikum von Anfang an an ihren Lippen hängt, schließlich hat „Mixed Feelings“, der Song, schon andertviertel Millionen Streams verbucht, und die Leute im Raum kennen offenbar jedes Wort.

„in am Land, wo so viele Berge stehen, is hart über seine Grenzen raus zu gehen“, reimt NENDA weiter, „Aber checkst du, Tirol, dass i des Land verlassen hab / Weil mi zu viele Leit fragn ob i Deitsch sprechn kann / Weil mi die Leite fragen, wo meine Wurzln sein unds ma dann nit glaubn, wenn i sag im Ötztal drein“ (Transkription ohne Haftung des Programmschreibers).

Im Video zum Song performt NENDA diese Zeilen im Tiroler Dirndl genauso souverän wie die englischen Strophen („I’m a bilingual multilinguist with a silver tongue / Anybody like me, I bet you know none“).

„So wie sie wechselt zwischen Tirolerisch und Englisch“, bestätigt auch Ko-Kurator Dorian Concept, „das hat noch nie ein österreichischer Act so durchgezogen.“

Dabei – und das ist schließlich der Punkt von „Mixed Feelings“ – ist NENDA genauso Tirolerin wie Londonerin (sie wohnt dort derzeit), egal, ob gewisse Leute da wie dort behaupten, sie sei weder das eine noch das andere. „If you were born here then you’re allowed / But if you don’t look it or sound it you’re out“, heißt es in NENDAs Song “Borders”.

Merke: Für alle, die Identitätspolitik als übertrieben empfinden mögen, gibt es eben auch jemanden wie NENDA, der ständig von random strangers Statements über ihre Identität abverlangt werden. Sich nicht damit beschäftigen zu müssen, ist der Luxus der Mehrheitsgesellschaft.

Foto © Benedikt Werth

 
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