Wenn der sachte trapsende Beat, die anschmiegsamen Synths und die kühlenden Stimmen ihres Hits „Superego“ einmal die Lingerie-Werbung des Otto-Katalogs beschallen, dann darf man wohl sagen: Da ist eine Band tief in den Mainstream vorgedrungen, und das nicht ohne harte Arbeit. Ihr Debüt-Album „Spanish Disco“ erschien erst voriges Jahr, und ihr ambitionierter internationaler Tournee-Plan zeigt, dass Leyya – in ihrer Live-Besetzung vom Duo zum Quartett angewachsen – über die Glorien der FM4-Charts weit hinausdenken, sei es bei The Great Escape in Brighton oder beim diesjährigen Eurosonic Festival, wo sie als große Entdeckung gefeiert wurden.
Wenn man seine Musikkarriere in einem Ort wie Eferding beginnt, ist eben von Anfang an klar, dass man in die Welt hinaus muss, um gehört zu werden. Der Glücksfall, in der Provinz jemanden zu finden, mit dem man ausgefallene Musikgeschmäcker teilt, machte Sophie Lindinger und Marco Kleebauer schon in Jugendjahren zum Team. Dementsprechend früh fanden sie ihren Sound, zu dessen Beschreibung nicht ganz zu unrecht mehrfach das alte Unwort Triphop aus der Mottenkiste geholt wurde. Nur zur Herstellung der Perspektive: Als 1991 „Blue Lines“ von Massive Attack erschien, waren die beiden noch gar nicht geboren. Nun gelten die Neunziger zwar gemeinhin nicht als klassisches Pop-Jahrzehnt, aber die Entwicklungen des Pop halten sich ja erfreulicherweise nicht an dessen gängige Geschichtsschreibung. In Leyya lebt jener Groove der wippenden Cargo-Pants weiter, der – gerade in diesen Breiten – eben nie ganz ausgewippt hat. Und dank Leyya beginnt der Rest der Welt zu verstehen warum.