Fr 28/07 01.00

TU Prechtlsaal

LEFTOVERS

„Es brennt der Karlsplatz“ – eine Zeile fürs Popfest, unbedingt. Da reden die alten Leute jahrzehntelang davon, dass ein neuer Punk her muss, warum es den aber leider nie mehr geben könne, und dann machen die jungen einfach so ihren eigenen neuen Punk, ohne vorher irgendwem davon bescheid zu geben. Leftovers (Leonid, Alexander, Anna und Leon bzw. Gesang/Gitarre, Gitarre, Bass/Gesang, Schlagzeug) gab es schon vor der Pandemie, aber so richtig explodiert sind sie erst danach, in der Zeit, wo mit einem Mal allen klar wurde, was für eine unersetzliche Energie darin steckt, zur selben Zeit im selben Raum eine Gang zu sein. Mit Texten auf Deutsch, die einmal Kafka („Käfer“), dann die steile Scheidungsrate der Generation X aus Sicht der von jener in die Welt gesetzten Gen Z („Kinderzimmer“), dann Balkonbegrünung als passiv-aggressiven Akt („Blumen“), im Spezifischen persönliche Zerwürfnisse („Schizo“) und generell die Frage „was ich will und was ich haben mag“ thematisieren (Antwort aus „Keine Zeit“: „paar Drugs und bisschen Spaß“).

Leftovers haben außerdem noch diesen Song mit dem Titel „Wiener Schule“ (daraus das obige Zitat über den Karlsplatz), doch jener führt in die Irre, denn ihr Sound orientiert sich zwar an den Achtzigern/Neunzigern (als ein Destillat des Punk via Hardcore und Grunge wieder über die Wahrnehmungsschwelle der Musikindustrie schwappte), aber weniger an der Hamburger Schule als an Nirvana, Deftones, Sonic Youth, The Cure oder den Wipers – um bloß jene Namen zu nennen, die im Info-Text zu ihrem Debüt-Album „Krach“ zitiert werden (diese und auch andere könne man aufzählen, heißt es da, „man kann es aber auch lassen“ – Stimmt).

Was die Leftovers jedenfalls vom Punk der ersten Stunde unterscheidet, ist dass die Band-Mitglieder keine beseelten Dilettant*innen, sondern ausgebildete Musiker*innen sind. Gab’s früher wohl auch, sowas, hätte aber niemand zugegeben.

Foto © Anna Francesca

 
fm4
wien