Seebühne

BUNTSPECHT

Wir werden Buntspecht nie vergessen, wie sie uns beim Popfest 2021 am Ersatzschauplatz Arena mit ihrem fulminanten Konzert – einschließlich des prophetisch 2019 veröffentlichten Pandemie-Hits „Unter den Masken“ – bei unseren versammelten Haarschöpfen aus der Isolation des Lockdown rissen. Ende letzten Jahres hat das Wiener Sextett mit dem charakteristisch akustisch emphatischen Song „Majorelika“ ein aufrüttelndes Lebenszeichen von sich gegeben. Schon bei dessen erster Zeile „Ich wurde geboren ohne der Fähigkeit, zu gebären“ war Ko-Kuratorin Anna Mabo gleich hin und wenig („Ich finde das ganz toll“), und tatsächlich braucht es eine Band mit der poetischen Furchtlosigkeit von Buntspecht, in einem epischen Text über die Widersprüche der männlichen Existenz Zeilen über die blutige Realität der Geburt („Auf einem rot befleckten Tuch in diese Welt geschnitten wehrst du dich mit Tritten“) mit dem schambefreiten Feiern der Freuden des Körpers zu verbinden („Du spürst die Ekstase und ich deine Nase / Es kitzelt am Nabel, und du machst Witze beim Blasen“). Ein neues, viertes Album steht ins Haus, anzunehmen, dass davon bei ihrem zweiten Popfest-Auftritt auch was zu hören sein wird.

„Buntspecht“, so steht’s im aktuellen Info-Text, „ist eine sechsköpfige Band aus Wien. Gegründet 2016 und seither in einem stetigen Prozess, der immer wieder neue musikalische Seiten zelebriert. Film-Musik für Filme, die es nicht gibt, oder Kinderlieder für Entwachsene, Atmosphäre und Ballade. Alles darf. Alles soll. Alles muss! Die Stücke bewegen sich zwischen Ekstase und Melancholie, Trauer und schelmischem Grinsen, Perspektivlosigkeit und Utopie, Lebensbejahung und immer wieder nagenden Zweifeln. Die Gruppe ist vor allem für die ausgelassene Energie ihrer Shows bekannt. Beschwingt und brachial, traumwandlerisch und staunend, spöttisch und verträumt kreierte sich die Band in den letzten Jahren immer wieder aufs Neue ihren eigenen Sound.“

Foto © Michelle Rassnitzer

 
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