Seebühne

ENDLESS WELLNESS

Indie und Ironie, das ist eine gefährliche Kombination, aber Philipp, Adele, Hjörtur und Milena, gemeinsam Endless Wellness, vermögen diese – dank ihrem in jahrzehntelanger Freund*innenschaft eingespielten Kollektivhumor – ebenso zu bändigen wie auszureizen. Das bewies schon ihre Debüt-Single „Hand im Gesicht“, ein Lied, das seine Geschichte in jener überregional österreichischen Umgangssprache erzählt, weder Dialekt noch Schrift, sondern die von jeder Coolness ausgenommene Wahrheit dazwischen, lebensecht repräsentiert von Worten wie „Spatzi“ und „Nackabatzi“ und Wendungen wie „Die Mama hat gsagt“ (die ganze Gang kommt ursprünglich aus Salzburg, ihre Wortmelodien könnten aber genauso aus Wien stammen).

Sänger Philipp Auer trägt seine unverschämten Offenlegungen über die von Kind an auferlegten Zwänge der Männlichkeit in einer Art scheinnaivem Jonathan Richman-Duktus vor bzw. könnte man die rhetorische Schubladen-Frage aus einem frühen Info-Text („Sind das Isolation Berlin aus Wien, Big Thief auf deutsch oder Betterov, aber zu viert?“) auch mit „Die Wahl-Wiener Wave Pictures“ beantworten.

Ko-Kuratorin Anna Mabo jedenfalls kennt Philipp Auer schon „aus dem Studium, und ich kenn auch die Lieder schon relativ lang“, aber weil sie ihre Aufgabe beim Popfest ernst nimmt und nicht einfach Freund*innen mit Auftritten versorgen will, war sie „erleichtert“ zu sehen, dass Endless Wellness es mit ihrem Ding nun tatsächlich ernst meinen (ein Plattendeal beim einflussreichen Label ink Musik) und jenes auf der Bühne souverän „runterfetzen“. Hier liegt nämlich auch der springende Punkt in Sachen Indie und Ironie: Dass man seine Sache bei allem Witz im Kern dann trotzdem ernst meint. Woran der aktualisierte Info-Text der Band auch keinen Zweifel mehr lässt: „Ihre Lieder sind ein Versuch, das Gefühl kollektiver Erschöpfung umzuleiten“, heißt es da, „in ein gemeinsames, lautes Aufbegehren – gegen ein dysfunktionales System, das durchwachsen ist von gescheiterter Klimapolitik und einem erneut erstarkenden Faschismus.“

Foto © Rea von Vić

 
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