Karlskirche

AZE

Vor zwei Jahren hatte ihr majestätisches Debüt-Album „Hotline Aze“ die Popfest-Kurator*innen zum Schwelgen gebracht. Ihr daraus resultierender, von minimalistischer R&B-Pop-Soul-Eleganz beseelter Seebühnen-Auftritt von Ezgi Atas (Vocals) und Beyza Demirkalp (Vocals, Gitarre) plus Band geriet dann aber noch besser, berührender, euphorisierender, als man sich ausmalen hätte dürfen. Insofern finden wir es eh schon maßvoll und bescheiden genug, dass wir Aze ein Jahr Auszeit gegönnt haben, bevor das Popfest sie wieder zurück haben will, nein muss. Diesmal in der Kirche, was eine äh… andere Art von Feierlichkeit verspricht.

In der Zwischenzeit haben Aze den schlauen Trick, ihr Publikum durch schiere Exzellenz zu verblüffen, auf etlichen internationalen Festival-Bühnen wiederholt. Ihr smart-elegantes Cover des alten Roxy Music-Hits „More Than This“ verkürzte das Warten auf die Anfang dieses Jahres erschienene EP neuer Songs „Aze the Band the Duo“: Vier perfekt polierte Hits in vier verschiedenen musikalischen Moods, jeder auf seine eigene gewitzte Weise ein Ausflug tief in die heikelsten Winkel des Sexual Politics-Labyrinths. Mittlerweile sind wir die safe, phrasenhafte Empowerment-Rhetorik derart gewohnt, dass es einem glatt den Boden unter den Füßen wegzieht, wenn Aze mit Zeilen wie „I found my Mister Charming / Handsome stern and very frightening“ (aus „Mother, did I make you proud?) oder „Sadly I’m a girl and I just want to love“ (aus „Modern Day Woman“) sexistische Tropes durch Hyperaffirmation exponieren. Wenn sie heimliche Projektionen als absurd entlarven, ohne ihre Bloßstellung durch klärende Kommentare zu brechen. So wird die Frage „Wie meinen die’n das jetzt?“ zur zusätzlichen Rezeptions-Ebene. Ganz gerissen.

Haben wir übrigens schon erwähnt, dass Aze eine verdammt gute Live-Band sind?

Foto © Luca Celine Müller

 
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