Man soll sich ja nicht von den Selbsttäuschungen der Nostalgie verführen lassen, aber wenn diese vier Giganten der österreichischen Hip Hop-Geschichte auf der Popfest-Bühne hinter den Decks stehen, dann wird vor dem geistigen Auge der älteren Semester wohl auch der Geist des 2007 45 Jahre jung verstorbenen Werner Geier alias Demon Flowers, Ermöglicher und Bewusstsein fordernde Integrationsfigur der Szene, Begründer von Tribe Vibes & Dope Beats (damals vor drei Jahrzehnten noch als wöchentliche Rubrik in der Ö3 Musicbox) erscheinen. Die jüngeren dagegen werden Werners Präsenz spüren, ob sie es wissen oder nicht. Und damit, Verzeihung, hat sich der Programmschreiber auch einmal sein Quäntchen Sentimentalität erlaubt.
Die frühen Neunziger liegen tatsächlich weit zurück, aber ihre etwas gealterten Helden sind noch längst nicht fad. Urbs veröffentlichte dieses Jahr mit „Geheimland“ einen ambitionierten Rundblick durch sein weites musikalisches Universum. Cutex, der sich jetzt eigentlich Cut Ex nennt und vor der Reunion zum letzten Mal vor zwei Dekaden mit Urbs zusammen auflegte, spielt heute gern DJ-Sets im Seven-Inch-Format, in denen er Rap, Funk, Disco, Reggae und Eighties Pop verschmelzen lässt und bringt demnächst seine neue EP „Dirty Bananas“ heraus.
Pezo Fox wiederum war 1989 Mitbegründer der bahnbrechenden P.O.M. Crew, bespielt heute mit seiner Juicy-Crew Praterdome und Pavillon und hostet auf Radio Superfly die Steelo Radio Show. All das wäre trotzdem bloß das halbe Menü, wäre da nicht noch die DJ-Legende DSL, kürzlich zurückgekehrt aus seinem Hamburger Exil. In seinen „oft nächtelangen Sets schaffte es DSL“, wie der Info-Text treffend sagt, „Hip Hop auf ein fast abstraktes Level zu heben, zu de- und rekonstruieren wie es ihm (und uns) gefiel. Mittel dazu waren Plattentaschen voller obskurer Stücke, die er mit seinem höchstpersönlichen Stil zu hypnotisierenden Klanglandschaften arrangierte, in denen sich Zeit und Raum zu verschieben schienen.“
FOTOS: Urbs © Patricia Hoffmann / Cutex © Sanela Antic / DJ DSL © Peter Ruessmann / Pezo Fox © Gee Boh