„Ich glaub, wir brauchen Abstand“, singen tauchen in dem jüngeren der beiden Songs, die sie bisher herausgebracht haben, und mit ein bisschen Wollen lässt sich das auf ihre Musik umlegen – im guten Sinn natürlich: Pop ist ein paradoxes Medium, das im hochgradig Artifiziellen und Abstrakten den direkten Weg zur Seele finden kann, und so viel man aus den beiden Songs schließen kann, die tauchen bisher herausgebracht haben, verstehen sie das sehr gut.
„Wir lassen uns Zeit, verbringen gute Zeit / Bis die Trockenheit der Wäsche nach nem neuen Waschgang schreit“, heißt es in „bleib hier“, dem ersten Song, den sie vor weniger als einem halben Jahr in die Welt gesetzt haben. Das ist kryptisch und nicht unbedingt schlüssig (auch feuchte Wäsche will oft einen neuen Waschgang), aber wer Ohren hat, merkt bald, dass es hier nicht nur um wörtlichen Sinn geht, sondern um den gewissen Reiz, der im Klang der Worte und dem Klang einer Produktion liegen kann. Letztere hält sich hier an die Sorte Synth-Pop, die irgendwann rund um die Neue Deutsche Welle Anfang der Achtzigerjahre erfunden und seither nie verschwunden ist, nur immer weiter verfeinert wurde. Da ist der Synth-Drum-Sound, der so klingt, als würde jeder Trommelschlag einen chemischen Prozess unter klinischen Bedingungen auslösen, da sind die präzisen weiblichen Vokalharmonien und der Zungenschlag – hier kommen wir zum Klang der Worte –, eindeutig deutsch im Sinne von Deutschland-deutsch, obwohl die Band aus Wien kommt. Über die persönliche Herkunftsgeschichte von Eva Kehrer und Ilay Schwingshandl, Marten Kaffke gibt ihr Info-Text allerdings keine Auskunft, das kann und soll man schon respektieren, dafür stehen hier folgende drei Sätze zur Klärung des Prinzips: „Im Sommer 2022 fanden die drei Gefallen an dem gemeinsamen Spiel mit Klischees deutscher Pop-Romantik. Deutschpop, ja, aber mit Tiefgang! Wie der Name der Band schon erahnen lässt, kratzen ihre Texte nicht nur an der Oberfläche. Hier lässt sich Herzschmerz tanzbar verarbeiten.“
Foto © Sabina Pineros