Er (bürgerlich Andreas Binder, aus der Südsteiermark nach Wien gelangt) veröffentlicht seit 2019 Banger („Tränen zu Wein“) um Banger („Heißes Blei“ mit Eli Preiss) um Banger („Geil auf Betong“) um Banger („Internetfreundin“ mit Mia Morgan). Bei SALÓ, sagt der Info-Text, „trifft Pop auf Punk, Wut auf Verletzlichkeit und Plattitüden auf die ganz großen Gefühle. Was dabei herauskommt? Lieder über Lust, Leiden und die Liebe in Zeiten des späten Turbo-Kapitalismus. Wer nach Einflüssen sucht, findet diese ja vielleicht bei Rio Reiser, den Idles oder der blutjungen Nina Hagen.“ Aber mit noch wesentlich mehr Humor, möchte man dem hinzufügen. Neben dem Zorn natürlich: „Ich verkauf doch nicht mein Leben, damit ich dann leben kann wie jeder Idiot das heut so macht“ (Rabatt)
„Tatsächlich hat SALÓ ein Lied über Dinosaurier, womit er mich gleich gecatcht hat“, sagt Ko-Kuratorin Anna Mabo, „Wir mögen diese fast kindliche Mischung aus Punk und NDW und einer Lebensfreude, die gar nichts Cooles an sich hat, einer, wo man sich denkt, der hat eine Garage mit Freunden, und die machen dort halt Musik.“
Eine spezielle Qualität dieser von SALÓ vermittelten Welt, ist, dass sie in ihrer Deutschsprachigkeit keine Postleitzahl als Wasserzeichen birgt. Wenn etwa seine Appolonia ausgerechnet bei EDEKA an der „Kassöööh“ sitzt, dann ist das keine Anbiederung an Deutschland, sondern Pop-ästhetisches Cosplay, ein Wink in Richtung Ton, Steine, Scherben und deren viele, (in)direkte Nachkommen. Wobei das wissende Referenzenspiel auch nicht mit retro zu verwechseln ist, es existiert vielmehr in der dem Streaming-Zeitalter innewohnenden Gleichzeitigkeit von Gegenwart und Vergangenheit. Deshalb nennt Ko-Kurator Dorian Concept SALÓs Musik auch folgerichtig „elektronischer Internet-Punk.“
Foto © Christoph Liebentritt