„Ein Teil von OSKAs Reise“ zu ihrem neuen, zweiten Album „Refined Believer“ sei die Entscheidung gewesen, „ihr bisheriges Leben in Wien hinter sich zu lassen“, heißt es in ihrem aktuellen Info, und wir wollen ihr das einmal nicht verübeln. Die Rückkehr in ihr kleines Waldviertler Dorf Rastenfeld, wo sie mit Mutter und Geschwistern aufwuchs, und ihr zeitweises Auswandern in ein Londoner Bedsit mochten ihr den nötigen Freiraum im Kopf zurückgeben, der der gefeierten jungen Musikerin im zudringlichen Wien abgegangen war. Aber wie ein paar hunderttausend Menschen bezeugen können, kam sie zwischendurch sehr wohl hierher zurück, nicht zuletzt, um letzten Sommer die vier Stadionkonzerte von Coldplay zu eröffnen.
Ein kleines Paradoxon, denn OSKAs offenbar stadiontauglicher Schlafzimmer-Sound ist in jener Zeit wenn überhaupt bloß noch intimer geworden. Das Idiom der Indie-Singer-Songwriterin an der akustischen Gitarre ist bekanntlich ebenso endlos abgegrast wie mysteriös unerschöpflich. Auf „The Final Straw“, dem Opener des neuen Albums, beweist OSKA zweiteres, indem sie zu ihrer an Sufjan Stevens gemahnenden Gesangsmelodie ein auf einen hypnotischen, sanften Drone reduziertes Fingerpicking spielt. In diesem spärlichen Kontext trifft ihre Erzählung dazu, deren zweite Strophe das triviale Verhängnis eines im Bus vergessenen Pullis mit dem existenziellen des Nicht-zurückgeliebt-Werdens gleichsetzt, auf ein mit umso größerer Härte und Wucht ankommendes F-Wort („fucked me in your mum’s car“, in der Single-Version ersetzt durch den Euphemismus „undress“). So klingt ein Moment großer Songwriterinnenkunst, einer von vielen, die einen beim Anhören dieses Albums aufhorchen lassen. Und selbst wenn OSKA schön größere Gigs gespielt hat, könnte es gut sein, dass genau diese Momente in der dunklen Kühle der Karlskirche zwischen Barock-Stuck und Marmor noch ein gutes Stück klarer nachhallen als im Betonrund des Happel-Stadion.
Foto © Ines Futterknecht
Tag 4 – So 27 Juli – 22:30 Karlskirche
