KEYHAN & THE JUNS

„They say boys don’t cry, fuck that shit!“, singt Keyhan auf „Croptop“, einem Song aus seiner diesen März erschienenen Debüt-EP „All the Feels“, und danach: „They say boys‘ daughters cry, fuck that shit!“ Gegenderte Stereotypen sind offensichtlich nicht so das Ding dieses Singer-Songwriters und Produzenten mit iranischen Wurzeln, der gemeinsam mit seiner zehnköpfigen Live-Band The Juns einen lasziv groovenden Neo-Soul/R&B-Sound pflegt.
Seine fließend zwischen Falsett und Bruststimme oszillierenden Vocals betten sich so smooth in die Chöre seiner Backing-Vokalist:innen, zwischen funky Basslines und stylischen Slash Chords, man könnte seinen Stil beinahe – im besten Sinn – für retro halten, wären da nicht auch ein paar hyperpoppig radikale Sound-Ideen bzw. sein offensives Bekenntnis zu seiner schwulen Identität. Keyhans Kunst fordert ihren Platz „zwischen kulturellen Traditionen und persönlicher Freiheit. Ein Spannungsfeld, das ihn prägt und zugleich antreibt“, wie es sein Info-Text ausdrückt. „In seinen Songs erzählt er intime Geschichten über Selbstbestimmung, Mut und die Kraft, sich in einer Welt voller Stereotypen und Erwartungen nicht zu verlieren. Dabei verbindet er persönliche Einblicke mit universellen Botschaften, die weit über die Queer-Community hinaus berühren. Für Keyhan steht künstlerische Freiheit an oberster Stelle. Er bleibt kompromisslos seinem unzensierten, authentischen Selbst treu und sieht in der Kunst eine Verantwortung – zu provozieren, zu hinterfragen und Veränderung anzustoßen.“
 
Foto © John Kücükcay

 
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