Von dem Moment an, als Donna Savage 2021 sich mit ihrer Single „JAJA“ als die Queen von Wien Mitte vorstellte, ließ sie die versammelte Deutschrap-Welt wissen: „Für Hurensöhne wird nicht gebremst.“ Ihre ersten paar Singles waren pure Kampfansagen, von „Tritte“ („Friss den Bordstein, sag mir, wie es schmeckt“) bis zur nach dem mythischen Wiener Ort der gewalttätigen Konfliktbereinigung benannten Nummer „Blutwiese“: „Nenn mich Deutschrap-Endgegner“ rappte sie da, „allein gegen zehn auf der Blutwiese“, und vermöbelte im Video dazu mit ihren Freundinnen eine Gang zudringlicher Typen. Zum Zeichen, dass das alles nicht bloß Swag, sondern schon auch eine ernste Sache war, begann ebenjenes Video mit einer Auflistung unangenehmer Fakten über sexuelle Gewalt gegen Frauen und ein paar direkt in die Kamera gesprochenen Zitaten realer Fälle (zumindest) verbaler, sexueller Belästigung. Kein Wunder also, dass Donna Savage die Verhältnisse erst einmal mit ein paar stilisierten Gewaltandrohungen ihrerseits klären wollte.
Im Jahr darauf rappte sie auf ihrem Sommer-Hit „CRUSH“ schon zu gut gelaunten House-Beats „Oh mein Gott schau mich nicht so an, du bist dumm, aber bist mein Crush.“ Da wurde der Typ immerhin schon nicht mehr verdroschen, sondern – fraglos angenehmer – seinerseits zum Sexobjekt erklärt. Nicht, dass Donna Savage dann auf ihrer jüngsten EP „Parole Donna“ (erschienen im Mai beim deutschen Label Wave Planet Records) auf sanft zurückgeschalten hätte. „Auf meinem Schlüsselbund klebt noch immer dein Blut“, heißt es etwa in „Schumacher“. Aber die ironische „Emil und die Detektive als 21st Century Straßengang“-Parodie des zugehörigen Videos zeigt gerade in ihrem Humor die Selbstsicherheit einer etablierten Künstlerin, die uns grundsätzlich nichts mehr zu beweisen hat.
Die Beats dazu liefert kein geringerer als die Kaisermühlner Institution Brenk Sinatra.
Foto © Yakub Peach