Sie seien „eine Brecht-Oper meets Hildegard Knef meets Punk meets Girl Band“, sagt Kuratorin Anna Mabo, „Viele Einflüsse, von denen man meint, dass man sie kennt, aber nicht gemeinsam.“ Und sie hat recht, denn dem Programmschreiber fallen zum Beispiel zur charakteristischen Stimme von Frontfrau Julia Reißner ein paar Vergleiche ein (Dana Margolin von Porridge Radio, Lene Lovich oder Amelia Fletcher von Talulah Gosh), die aber wenig zum Gesamt-Sound des Schottischen Prinzips zu sagen haben.
Und schon gar nichts über Reißners bild- und assoziationsreiche Texte („Die Trauer ist männlich, reg dich nicht so auf“, „Ich bin ein Trolly, der nicht mehr sperrt“, „Ich spiel Gitarre hinter meinem Kopf, hat keinen Wert, aber alle sehen mich an“).
Das Schottische Prinzip ist eben unglaublich viel auf einmal. Ihr Ko-Label-Chef Ernst Molden versuchte es einmal so zu fassen: „Hier ist eine unerhörte neue Band. Das Album ‘Jolly‘ von Das Schottische Prinzip bringt uns auf bedrängende und bezaubernde Weise bei, dass sie eh total anders ist, die Welt. Bestürzend anders, rauschig und verunsichernd anders. Was dieses Quartett um Poetin, Sängerin und Multiinstrumentalistin Julia Reißner auf seinem Debut aufführt, hat die Kraft, die Kunst und die Entschlossenheit, jede einzelne Hörerin, jeden einzelnen Hörer dauerhaft zu verändern. Die instrumentale Meisterinnenschaft von Bassistin Jana Mitrovic, Gitarristin Viktoria Mezovsky und Schlagzeugerin Jennifer Gitschner kracht auf Julia Reißners gleichzeitig assoziativ und feinmechanisch anmutende Texte und ihre überwältigende Stimme, eine Stimme wie aus der Unterwelt, donnernd tief oder vogelartig hoch, nichts in der Mitte, nichts. Jeder dieser Songs zerrt einen über irgendeine Grenze. Zeilen, Takte, Schläge und Rufe dieser Liedersammlung bleiben an uns hängen und gehen nicht mehr weg, wie ungerufene Geister.“
Foto © Sabine Reissner