Die Leute sagen, das Saurier-Format Musikvideo sei erledigt. Die letzten konventionellen Videos auf Apollo Sissis Youtube-Feed (zur EP „und das bleibt für immer“, 2021) sind dementsprechend schon drei Jahre alt. Danach kommen nur mehr Sounds zum Standbild, außer den Videos zu „lost“ (aus „the most beautiful storm you can imagine“, 2023) und „kopfhörer auf“ (aus „cashmere feelings“, 2024), jeweils phone-tauglich hochkant. Aber sagt der letztere Songtitel nicht eh schon alles? Hier macht einer Pop für eine Generation, die ihre intimsten Räume in der offenen Handfläche hält. Die Screen beleuchtet ihr Gesicht und Apollo Sissi singrappt und rappsingt direkt in ihr Ohr.
In seinen leiser als Zimmerlautstärke ins Mikro gehuschten Texten findet man keine Spur von Distanz: „Wenn ich nachts nicht schlafen kann, schreib ich einen Song“ so die allerersten Zeilen des Albums. Das ist noch einen Deut intimer als „himmel aus saphir“ aus der EP davor: „Angst davor den Text zu schreiben, weil darin die Wahrheit liegt, doch am Ende ist Musik die beste Therapie für mich“
Diese letzte Zeile freilich gilt nicht nur für den in Linz aufgewachsenen Wahl-Wiener selbst, sondern auch für jene Fans, die ihm bei seinen Gigs seine eigenen, zutiefst persönlichen Texte entgegen singen. „Ich will die Welt sehen, Geld sehen, abheben und fancy essen gehen, stoned mit dir im Restaurant, Covid ist vergessen, ich war gestern noch krank bei dir, du hast auf mich aufgepasst, ich danke dir, lässt du mich als Dank dafür ganz nah zu dir…“ („laut“) Wer sagt dazu schon nein? Apollo Sissi ist ein sanfter Kerl, dem man ansieht, dass er genau weiß, was er anstellt mit seinem Bubenlächeln und dem kecken Swoosh auf der rechten Wange. Aber natürlich birgt so viel Nähe auch Risiko, daher braucht sein Album auch ein Outro, das klarstellt: „Das mit uns ist nur ein Wunsch, den du hast, aber ich kann ihn dir leider nicht erfüllen.“ Wie einst Tocotronic (fast) sangen: Es ist einfach nur Popmusik.
Foto © Christoph Kregl