Sie sind wohl die einzige Wiener Rockband, nach der eine Straße benannt wurde, und sie danken ihrer Stadt diese Ehre mit der Veröffentlichung von Songs wie „Dreck“. Das heißt, bei näherer Betrachtung ist jenes Stück – und die Band selbst – gar nicht so misanthropisch wie zunächst angenommen: „Dreck ist das Gefühl, das nichts mehr zu fühlen vermag“, lassen Modecenter uns ausrichten, „Dreck ist die Angst vor dem Sprung. Dreck ist der Mut zur Furcht. Dreck ist der Durst nach Zuversicht.“
Außerdem ist „Dreck“ eine von acht Nummern aus dem dieses Jahr erschienenen, zweiten Modecenter-Album „Altes Glück“ (mit der Ideal-Gesamtlänge von 31 Minuten, da haben wir es also mit einer Band zu tun, die grundsätzlich einiges verstanden hat). Eine auffällige Entwicklung gegenüber seinem Vorgängerwerk ist das großteilige Umschwenken der Texte zum Deutschen. Was wiederum einen unter den tighten Post-Punk/Noise Rock-Riffs kaum vermuteten Hang zur Poesie zum Vorschein bringt: „Du suchst Lust und Emphathie / Weißes Pulver Ironie / Es gibt nichts mehr zu tun / Mach meine Augen zu / Werf meine Brille in einen See / Honestly / Dopamin / Ketamin / Errätst du nie“, heißt es in „Endurance Eurodance“. Der Titel scheint einen Zusammenhang zwischen Ballermann und dem Dauertanzen in der Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit herzustellen. Das ergibt im Jahr 2024 post-Sylt bedrohlicherweise einiges an Sinn. Und es lässt in Modecenter, die bisher vor allem mit britischen Bands wie Idles verglichen wurden, auch gewisse Ähnlichkeiten zu den frühen Chuzpe erkennen (übrigens als großes Kompliment zu verstehen).
Foto © Christian Fischer