Als Teil der deutschen Emigration in Richtung Wien (irgendwas muss an Wien wohl richtig sein) wird der Sänger und Texter und (vor knapp vierzig Jahren) Gründer der für praktisch alle gute Indie-Musik mit deutschen Texten prägenden Berliner Band Mutter hiermit eingemeindet. Wurde auch Zeit. Als Ko-Kurator Paul Buschnegg letztes Jahr einer Show Müllers mit seiner Partnerin, Gitarristin (sonst Fotografin) Louise Lotzing, beiwohnte, war er „sehr beeindruckt“, ein Jahr später noch spricht er von einem „großen Kunststück“, das sich „gar nicht beschreiben“ ließe.
Ähnliches konnte man auch von Müllers letztem, vor 32 knappen, stilistisch radikal divergenten Tracks wimmelnden Solo-Album „Was weiß ich“ (2023) behaupten, das Müller/Lotzings derzeitigen Shows zugrunde liegt. „Man kann sich so wundervoll in dieses Album hineinbegeben und wird von Songs, die an Neu! oder Giorgio Moroder erinnern, zu noisigen Passagen geführt. Manchmal muss man auch einen krass verzerrten Gesang ertragen, hat aber trotzdem nie das Gefühl, hier irgendeiner belanglosen Noise-Sub-Sub-Sub-Kultur ausgesetzt zu sein“, schrieb Jan Müller von Tocotronic darüber. Auf der Wortebene wiederum stößt man mit jedem Mal hören auf neue geteilte Beobachtungen aus Alltag und Lebenserfahrung, in Müllers typisch unironischer, existenziell harter Direktheit übermittelt. Wenn das hier vorbei ist, wer erinnert sich an dich?
Sätze wie „Die ganze Welt hält den Atem an. Es geht nicht darum, noch irgendwas zu sagen“ aus „Was willst du“ erwischen einen kalt in Momenten der schockierten Verzweiflung über die Welt. „Die Zukunft ist ein langer dunkler Tunnel“, in der Tat. „Max Müller verkündet mit seiner alterslosen Stimme auf der Hand liegende Wahrheiten, die sonst niemandem einfallen und die mancherorts vermutlich noch immer als Ironie missdeutet werden. Max Müllers Witz ist jedoch auf einem anderem Level.“ (Jan Müller)
Foto © Jo Larson
Tag 3 – Sa 26 Juli – 23:00 TU Prechtlsaal
