„I think pop music is bullshit but you say you like it, so I wrote some songs for you“, singt Lukas Oscar, und für diese Chuzpe allein muss man ihn schon lieben. Es ist das Wesen von Wunderkindern, dass sie sich im Ausdruck ihres Talents oft gerade von jenem Druck befreien, der sie an diesen Punkt ihrer Fähigkeiten befördert hat. So viel lässt sich jedenfalls herauslesen, wenn Lukas Oscar meint, sein letztjähriger Radio-Hit „Bloodhound“ handle von dem „universellen Gefühl, nie wirklich Befriedigung erreichen zu können, bzw. durch eine Welt zu navigieren, die immer Hochleistungen erwartet.“
So geht das Dilemma einer jungen Generation, von der umso mehr verlangt wird, je härter die Verhältnisse werden. Umso erstaunlicher, dass Lukas Oscars Pop dabei so verdammt leichtfüßig und unangestrengt daherkommt, vom Songwriting bis zur Produktion.
Es heißt, er habe schon mit sechs flüssig Klavier gespielt und mit 14 seine ersten eigenen Aufnahmen produziert. Im Pandemie-Jahr 2020 firmierte er als Ko-Songwriter des bulgarischen Beitrags zum in jenem Jahr abgesagten Eurovision Song Contest, zwei Jahre später erschien bereits seine EP „Colors Of A Void“ voller scheinbar achtlos hingeworfener Songs mit furchtlosen Titeln wie „Narcissistic Sadist“ oder „BIG ASS PRIDE“. So klar sein Falsett und so unschuldig das Aussehen dieses jungen Mannes, so wenig kann man es den Leuten übelnehmen, wenn „they ask me if I’m high when I’m sober as fuck“ („ONE BIG BLUR“). Es gibt nicht viele, die nüchtern derart locker schlenkern wie Lukas Oscar.
Auf der jüngste Single „Nr 2“ bewegt er sich gemeinsam mit dem Harry Dean Lewis und Girondolini aka July Skone in Richtung eines funky Band-Sounds. Er hat auch mit W1ZE und Joe Traxler gearbeitet, aber eigentlich will man ihm am Liebsten dabei zuhören, wie er ganz für sich selbst genau diese Songs singt, die ihm offenbar so leicht von der Hand gehen. Ganz ohne Bullshit.
Foto © Valerie Lola