Um ein Kreisky-Konzert zu besuchen, braucht es eigentlich keinen Anlass, immerhin reden wir hier von der „besten Live-Band Zentraleuropas“ (Eigendefinition). Und doch verrät ein Blick auf die Geburtstagstorte, dass es etwas zu feiern gibt: 1, 2, 3… 18, 19… was? Zwanzig Kerzen!? Ja. Ist so. Zu diesem Anlass erscheint im Oktober mit „Adieu Unsterblichkeit“ ein neues Album. Im Gegensatz zur poppigen Schlichtheit von „Blitz“ (2018) und der fast schon optimistischen Coming-of-Age-Platte „Atlantis“ (2021), die mit ihrem knallbunten Cover Jugend und Naivität feierte, ist „Adieu Unsterblichkeit“ eine ausgesprochen finstere Liedersammlung.
Vom vorab veröffentlichten „Was ist das für eine Welt“ aus dem gleichnamigen TV-Tatort (in dem die Band auch zu sehen war) über den Kannibalen-Torch-Song „Fressen“ und den zwischen Wehmut und Wehleidigkeit pendelnden Titeltrack bis zum Radspur-Roadmovie „Die Pedale“ bilden diese Lieder Momente der bitteren Erkenntnis ab, Epiphanien des Schlechten, Kipppunkte ins Böse, die Ausweglosigkeit und finstere Geheimnisse. Kathartische Musik zur verschissenen Zeit.
Live begeistert die monolithische Wucht, mit der die Band angespitzten Kunst-Rock, existenzielle Inbrunst und verbale Giftigkeit auf eine so überwältigende Art vereint, dass sie dem säkularisierten Musikfreund die Sonntagsmesse ersetzt. Zelebriert wird im klassischem Rock-Line-Up: Schlagzeug (laut: Klaus Mitter), Bass (ebenfalls laut: Helmuth Brossmann), Gitarre (sehr laut: Martin Max Offenhuber), Gesang (kein bisschen leise: Franz Adrian Wenzl). Eine einzigartige und unersetzliche Band am Höhepunkt ihrer Kunst. Freilich, „am Höhepunkt ihrer Kunst“, das schreibt sich leicht – aber, wenn wir in zwanzig Jahren Bandgeschichte eines gelernt haben, dann, dass Kreisky immer dann am besten sind, wenn ihre Pressetexte am dämlichsten sind.
Ach ja: „Adieu Unsterblichkeit“ ist Kreiskys siebtes Album.
Und 20 (Jahre) + 7 (Alben) = 27.
Denkt darüber nach!
Foto © Ingo Pertramer
Tag 3 – Sa 26 Juli – 18:30 Seebühne
