KÄSSY

Vergangenes Jahr war KÄSSY aka Katrin Paucz noch als Teil von Sharktank auf der Seebühne zu sehen, da war aber ihr Solo-Projekt längst im Laufen: Ein Vehikel für ihre über die Jahre bei „kompletter kreative Kontrolle“ (laut FM4-Interview) im Alleingang geschriebenen Songs. Diese Musik endlich herauszubringen, sei für sie eine Art „exposure therapy“ gewesen. Eine seelische Notwendigkeit also, was man ihrem gleichzeitig bei der alten Laut-und-Leise-Tradition des 90s-Grunge und der desorientierenden Glitch-Ästhetik des frühen Millenniums andockenden Sound auch deutlich anhört.
„Wie verdrängte Erinnerungen schieben sich Assoziationen an andere Artists beim Hören von KÄSSY’s EP ins Gedächtnis“, schreibt René Froschmayer, ebenfalls bei FM4, „War das eine Referenz an MGMT? Klingt das nicht ein bisschen nach The Naked & Famous? Erinnert dieser Part nicht an Hot Chip? Winkt sie gerade mit dem LCD-Soundsystem-Pfahl?“
„Hauntology“ hätte man in den Nullerjahren zu diesem subkutanen Schürfen im kollektiven Soundspeicher gesagt, bloß dass die unterschwellig durchklingenden Texturen damals auf Sounds von 20 Jahren davor zurückverwiesen.
Inzwischen hat die Recycling-Maschine Pop sich ein paar mal weiter gedreht. Ein Kässy-Hit wie „Milk“ verarbeitet somit die Ästhetik der Nirvana-Ära durch das Prisma all ihrer seitherigen Neuverarbeitungen. Ein Spiel mit Identitäten und dem Zufall der Geburt.
“KÄSSY ist alles und jeder der sie sein möchte“, heißt es in ihrem Info-Text, „Sängerin, Instrumentalistin, Produzentin und Performerin. Einen Moment klingt ihre Musik, als würde man durch die tiefsten Tiefen einer eklektischen, reizüberflutenden Hölle wandern, und im nächsten Moment klingt sie nach einem unbeschwerten Schweben. In fast allen Aspekten ihrer Kunst ist sie Autodidaktin, und somit erblickten die ersten Demos das Licht dieser Welt durch die Vorhänge ihres Kinderzimmers. Schon bald entstand daraus ihre Debüt-Single ‚Skirt On Pants‘. Schönheit trifft auf Hässlichkeit, sanft auf harsch.“
 
Foto © Clemens Ascher

 
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