GATAFIERA

Wenn Wien Weltstadt werden sollte, wird man es daran merken, dass die ganze Welt in der Musik dieser Stadt steckt. GATAFIERA alias Hoesé und Luí Gabriel, Wiener:innen mit brasilianischen und peruanischen Wurzeln, machen einem diesbezüglich Hoffnung: „Mitten in der Wiener Underground-Szene“, wie ihr Info sagt, entstand ihr Sound als „unaufhaltsamer Ausdruck queerer, trans- und Latinx-Identität.“
Ihr diesen Frühling erschienenes Album „Sudaca Ataca“, sein Titel eine Aneignung eines spanischen Schimpfworts für Menschen aus Südamerika, verstehen GATAFIERA als „Soundtrack der Selbstbestimmung“. Als Aufruf, „sich gegen systematische Gewalt zu wehren, kolonialistische Erwartungen abzustreifen und sich den Raum zu nehmen, der ihnen längst zusteht.“
Starke Worte, zu denen man vor dem geistigen Auge die anti-woke Facebook-Brigade fuchtsteufelswild die Füßchen stampfen sehen kann. Bis sie draufkommen, dass sie längst tanzen, ohne es gemerkt zu haben. Zu Songs wie „if u sick“ („It makes me sick that a genocide is only recognised as one when white people die“) oder „La Gatinha, La Puta & La Santa Brujeria“ („Musste mich jahrelang verstecken / Und ihr nennt das Integration / Solange ich die Klappe halte / Erlaub ich euch die Projektion“). Die Musik von GATAFIERA wirkt nämlich höchst infektiös, dabei wird „mit jeder Note, jedem Vers aus dem Stigma ein Kampfbegriff, aus Abwertung wird Empowerment. […] Reggaeton trifft auf Baile Funk, Drum and Bass verschmilzt mit UK Garage und punkige Gitarren-Riffs explodieren, während kraftvolle Texte in Spanisch, Portugiesisch, Deutsch und Englisch den Puls der Zeit einfangen.“ Die Faszination für lateinamerikanische, diasporische und queere Kultur, so ihr Info-Text weiter, sei „allgegenwärtig, doch ihre tiefere Bedeutung wird oft ignoriert.“ Stimmt sicher, aber selbst der des Spanischen kaum mächtige Programmschreiber versteht noch das Wortspiel hinter GATAFIERAs „klarer Mission: DECULONIZE EUROPE.“ Entarscht Europa!
 
Foto © Isabella Hewlett

 
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