Die Geschichte, soll Mark Twain gesagt haben, wiederhole sich nicht, aber sie reime sich oft. Das Zitat ist gut aber umstritten. Fest steht, dass die Wienerin Eli Preiss noch nicht geboren war, als die damals 16-jährige Hamburgerin Jasmin Wagner unter dem Pseudonym Blümchen 1996 mit dem Song „Boomerang“ den Techno Schlager-tauglich machte. Kurz davor hatte sie mit einem technofizierten Cover des Achtziger-Hits „Herz and Herz“ ihre Charts-Karriere begonnen. Dass Eli Preiss nun gemeinsam mit Blümchen deren alten Hit neuinterpretiert, ist also ein Stück purer Pop-historischer Poesie – und eine offensive Absichtserklärung für ihre Zukunft.
Eli Preiss geht ihren Weg mit rastloser Konsequenz, auf die ambitionierten Alben „LVL UP“ (2022), „b.a.d“ (’23) und die EP „fuck (ich liebe dich)“ vom Vorjahr ließ sie diesen Februar ihre Manga-inspirierte Single „Sailor Moon“ (ft. Makko) folgen. Das dazugehörige Video, ein hyper-stylisch fantastisches Artefakt, ist Welten entfernt vom autobiographischen Realismus früher Songs wie „Danke Mami“. Damals trat Eli Preiss auf dem Pandemie-beeinträchtigten ’21er-Popfest in der Arena noch als hoffnungsvolle junge Rapperin mit erkennbarem Pop- bzw. R&B-Instinkt auf, diesmal wird sie als ausgereifter Popstar die Seebühne ihr eigen machen. „Sie hören den pain nicht, der in den Songs steckt“, rappte sie in „Ich Such“ und gab einen kurzen Blick auf die Verwundbarkeit unter der perfekten Schale preis. Aber ihr Sound verlangt kein Mitgefühl, um Gehör zu finden. Als Jugendliche orientierte Preiss sich an Destiny’s Child und Christina Aguilera, ehe sie via HipHop auf Deutsch Erfahrungen sammelte und eine Nische fand, aus der sie unweigerlich schon bald wieder ausbrechen musste. Hinaus in die Welt des kompromisslosen Pop. Zurück dorthin, wo sie als Künstlerin von Anfang an zuhause war.
Foto © Calicadoo
Tag 2 – Fr 25 Juli – 22:00 Seebühne
