Joseph Conrad, Vladimir Nabokov, Hannah Arendt, Laura & Hannah Breitfuss aka Cousines Like Shit: Alles Leute, die als non-native English speakers große Werke anglophoner Wortkunst verfasst haben. „Permanent Earthquake“ ist der Kusinen-im-echten-Leben zweites Album. Nach ihrem ersten brillierten sie schon am Popfest ’23, ihre meta-ironisierten, bewusst mit Übersetzungseffekten spielenden Lyrics sind seither bloß noch unwiderstehlicher geworden. Siehe „It’s the stick up your ass that keeps you from being blood young“ („Blood Young“), „High is the end of today and the beginning of tonight“ („High“) oder ihren wunderbar wissenden Wieso-eigentlich-nicht-Welthit „No“ („Is not watering your plants a sign of postmodernism? / No! No, it isn’t“).
Dabei haben wir noch nicht einmal ihre Musik erwähnt, ihre zielsichere Reduktion auf das Wesentliche, ihren unaufhaltsamen Zug zur immer wieder schamlos wiederholten Hook, bevorzugt zweistimmig (nicht Terz drüber, sondern Quart drunter). Live erweitern Cousines Like Shit sich um Bass und Schlagzeug, für eine Indie-Band sind sie nämlich banging zu einem Grad, der ihren bereits gelobten Lyrics Rechnung trägt („I cannot imagine what it is like to be sober at the club“). Es ist gut, dass sie ihren Stil selber Avant-Trash nennen, bevor jemand anders einen blöderen Namen dafür findet. Tatsächlich ist ihr Sound mittlerweile weit mehr Avant- als trashig und unterhalb der Schicht aus Selbstbescheidungsgestus eigentlich kompletter Pop. Auch gut und erwähnenswert, dass sie in New York produziert werden (während doch der Rest der Wiener Szene eher zum Baden in der eigenen Suppe neigt), und zwar von Madison Velding-VanDam, selbst Musiker u.a. bei The Wants, die sich der Programmschreiber jetzt auch angehört hat. Fand er gut, Cousines Like Shit aber involvierender, weil gewitzter (No offense, Madison).
Foto © Clara Maria Fickl
Tag 2 – Fr 25 Juli – 19:45 Seebühne
