Die Erfüllung der Erwartungen anderer gehört offenbar nicht zum Programm, wenn Veronika J. König alias Farce Musik macht. Vor zwei Jahren hatten wir uns auf die desorientierend verschwommenen Post-Shoegaze-Sounds ihrer treffend betitelten EP „Ich sehe im vorbeifahrenden Auto den Unfall mitvorbeifahren in Zeitlupe und rückwärts“ eingetunet, waren angeturnt und sind ausgedroppt, da schlug sie heuer prompt einen unvorhergesehenen Haken mit zwei unter dem gemeinsamen Titel „I Hate Berlin“ aneinander montierten Songs gänzlich anderer Bauart.
Da wird abwechselnd mit blaqtea von den Berliner Gaddafi Gals gerappt, da switcht das Englisch vom Impressionistischen ins Expressive, und auch der Beat hat plötzlich Schlapfen an. Andererseits, in den sphärischen Sounds dahinter ist der auf ihrer EP in dem wunderbar humorvollen Track-Titel „Frecklesz“ offengelegte Einfluss der Soundscapes eines Christian Fennesz immer noch erkennbar. Interessant zu sehen, welche Inkarnation von Farce uns auf ihrem im Herbst bei futuresfuture erscheinenden Album „Heavy Listening“ erwartet, und auch das Konzert in der Karlskirche hat somit – nach jenen beim Donaufestival und den Wiener Festwochen (und jetzt noch das Popfest – ist das ein bisher einzigartiger Grand Slam?) – Potenzial für Überraschungen. Wie König kürzlich in ihrem Interview mit dem Magazin Skug erklärte: „Das ist einfach eine wahnsinnige Location, auch weil ich die Karlskirche als Kirche furchtbar gerne mag, aber tatsächlich noch nie drin war, weil sie Eintritt kostet. Das wird sich jetzt bald ändern!“
Allerdings, auf spektakuläre Art.
Gut übrigens auch dieser User-Kommentar von Estrada y Santiago auf der Bandcamp-Seite von Farce: ”A good friend introduced me to FARCE after I showed him my biggest noise pop inspirations. I was instantly in love with her sound, and it is no secret that an extraordinary artistic mind created all these unique tracks. The German title of this EP makes more and more sense the more I listen to it. Simply amazing! Favorite track: SVA.”
Estrada y Santiago kann kaum ahnen, was für einen speziellen Platz die SVA in den Herzen österreichischer Musiker_innen einnimmt.