Wer einen Einstieg in die wundersame Welt dieser aus Voodoo Jürgens‘ Live-Band bekannten, weitgereisten austro-walisischen Straßensängerin sucht, könnte zum Beispiel auf Youtube unter „The Cockroaches and me“ nachschlagen: Eine Ballade über das Leben mit einem Harem von vorurteilsfreien Kakerlaken, mit denen man zusammen Pornos schauen kann und sich nicht für seinen mangelnden Intellekt zu genieren braucht.
Es könnte ja ein reiner Zufall sein, aber Menschen mit grauen Strähnen im Haar werden sich an die Zeiten erinnert fühlen, als die New Yorker Anti-Folk-Szene via Großbritannien bzw. Leute wie die Moldy Peaches oder Jeffrey Lewis kurzfristig zu einem globalen Phänomen erwuchs und dabei einer neuen Generation von Anti-Folkniks das Werk geistesverwandter Ahnenfiguren wie Jonathan Richman oder Daniel Johnston eröffnete. Alicia Edelweiss selbst sagt „Circus Freak Folk“ zu ihrem Sound, sie kann nämlich nicht nur singen, sondern auch einen Hula Hoop-Reifen auf ihrer Nase kreisen lassen. Ihre Songs erzählen indessen selbstironische Geschichten aus dem urbanen, prekären Leben und bedienen sich dabei eines einfachst möglichen Instrumentariums, sei es eine gezupfte Gitarre oder Ukulele, ein schwermütiges Akkordeon oder ein rudimentäres Klavier, wie zum Beispiel in ihrem – dank des Harmoniegesangs im Refrain an eine von harten Zeiten heimgesuchte Kate Bush gemahnenden – Song „Unfriendly People“. Einwohner_innen der offiziell zweitunfreundlichsten Stadt Europas wird das Sentiment des Texts sehr vertraut vorkommen.