popfest

MAVI PHOENIX

Bei all der Neigung in den letzten Jahren, einander zum Wiener Pop-Phänomen zu gratulieren, tut es gut, einmal wieder mit einer Künstlerin zu tun zu haben, deren Erfolg weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinausreicht. Wenn Mavi Phoenix auf den Karlsplatz zum Popfest kommt, wird sie bereits Primavera und Roskilde hinter sich haben. Sowas erweitert die Perspektive.

Dementsprechend kommuniziert die Oberösterreicherin mit syrischen Wurzeln in ihren Songs, die rohe Emotionalität und demonstrativen Autotune-Missbrauch problemlos verbinden, auf strikt kosmopolitische Art in der Allgemeinsprache Englisch bzw. der internationalen Sound-Sprache des Pop, Hip Hop und aller Genres, die unter dem Euphemismus „urban“ geführt werden. Das führt dann zu Situationen wie im Mai auf dem The Great Escape-Festival in Brighton, als sie einen neuen UK Garage-inspirierten Track spielt und spürt, wie das Publikum dort auf „seinen“ Sound anspringt und eine augenblickliche Verbindung entsteht. So entwickelt der Pop (trotz der fortschreitenden Lokalisierung immer noch) seine Sprache der Codes und Zeichen in Rhythmus, Stil und Sound weiter, das versteht die seit ihrer Kindheit auf ihrem Macbook selbst produzierende Künstlerin vielleicht besser als irgendwer sonst in diesem Land.

Mit ihrem Debüt-Album lässt Mavi Phoenix sich aber Zeit, denn wenn es soweit ist, soll dann auch wirklich alles stimmen. Mavi Phoenix ist zielstrebig auf dem besten Weg dahin, aber bei aller Strategie immer noch kompromisslos genug, sich in ihrem Hit „Aventura“ auf das Wort „famous“ den schönstmöglichen Reim zu machen: „Shove it up your anus!“