Man könnte Fatima Spar mangelnde Konsequenz unterstellen. Oder einen Sinn für Humor. Da titelte sie auf ihrem ersten Album „Zirzop“ noch „Istanbul darf nicht Wien werden“, und dann fährt sie mit ihren Freedom Fries auf Tour in die Türkei und spielt den Leuten dort glatt ihre Version der Wiener Mischkultur vor. Ein schamloser Akt der kulturellen Kontamination, wie ihn auch das auf angloamerikanische Pop-Formate und deren deutschsprachige Übersetzungen fixierte Popfest Wien dringend gebrauchen kann.Keine Band ist für diesen Job besser qualifiziert als die Freedom Fries, die sich in sämtlichen Tonalitäten zwischen Blues und arabischen Skalen und allen Grooves zwischen Swing, Calypso und den Tänzen des Balkan zuhause fühlen. Wenn Time Out New York die in Hohenems geborene Sängerin als „die Antwort der Türkei auf Regina Spektor“ bezeichnet hat, ist das somit zwar nett gemeint, aber hoffnungslos zu kurz gegriffen. Fatima Spar & The Freedom Fries antworten auf ihre eigenen Fragen und in ihrem eigenen Namen. Sie machen Geschichten über die Tücken des Liebeslebens genauso tanzbar wie den Kampf gegen Rassismus und Islamophobie, siehe etwa den Titelsong ihres letztens Albums „Trust“ – ein Wechselbad aus jazziger Melancholie und rhythmischem Empowerment, erstaunlicherweise inspiriert von einem erbärmlich feigen, zum Mord an Moslems aufrufenden Gekritzel in einem Wiener Linienbus. Was Musik alles kann…