Hip Hop aus Linz, das muss nicht immer nur Texta heißen. Big J ist schon seit rund zwei Jahrzehnten ein Fixpunkt der Szene, und letztes Jahr hat er mit „Karma“ nach fünfjähriger Pause endlich sein drittes Album veröffentlicht. Die Pause dazwischen hatte einerseits damit zu tun, dass Big J in der Zwischenzeit mit dem „Warda Network“ seine eigene „Kreativmanufaktur“ in Wien gegründet, das Street Art Festival „Calle Libre“ organisiert und zu guter Letzt auf der Akademie der Bildenden Künste in Wien seinen Doktortitel gemacht hat. Als Widerspruch zum Rapper-Leben sieht er das eindeutig nicht, schließlich hält er im Video zur dritten Single-Auskopplung „Egon Schiele“ (ein Song, in dem er sich selbst selbstironisch mit dem früh gestorbenen Genie vergleicht) stolz sein Rigorosenzeugnis in die Kamera. „Laufe weiter wie der Blaue Reiter / Nenn mich Wassily Kandinsky / Rap auf Beats / Es gehen die Texte tief / Keine Strafe, meine Sprache ist so explosiv.“ Sozusagen eine Fortsetzung von Kandinskys 1911 an Arnold Schönberg gerichteten Thesen “von der Verwandtschaft der Dissonanzen in der Kunst in der aktuellen Malerei wie in der musikalischen Komposition”. Typisch Hip Hop schon wieder.