Es gibt alte Helden, die mögen das nicht, wenn die Leute nur nach ihren alten Songs fragen. In ihren Köpfen sind sie schließlich immer noch am Zahn der Zeit. Al Cook, geboren 1945 als Alois Koch in Bad Ischl, kannte solche Probleme nie. Er ist ein ewiger Blues- und Rock’n’Roll-Fundamentalist. „Kein Platz für Johnny B. Goode – Blues als Rebellion gegen den Zeitgeist“, der Titel seiner Memoiren, sagt eigentlich alles. Als der über Elvis auf dessen Wurzeln im Blues gekommene Al Cook in den Sechzigerjahren live zu spielen begann, war der Zug für „seine“ Musik bereits abgefahren. Sicher, es gab auch in den späten Sechzigern ein Blues-Revival, und in den Siebzigern wurde der alte Rock’n’Roll wiederentdeckt, aber das waren alles Update-Versionen, und die konnten einen Puristen wie Al Cook nicht interessieren. Er insistierte beharrlich auf die Ästhetik der Fifties, daher fand auch in den Achtzigerjahren die vorübergehend aufgeblühte Rockabilly-Szene in ihm einen originalgetreue Helden ihre Retro-Fantasien. Doch als die Welle wieder vorbei war, machte Al Cook weiter wie zuvor. Für die Schnitzelbeat-Generation, die an der Erkundung des Werdegangs des Pop genauso viel Reiz findet wie an seiner Gegenwart, macht ihn das heute zu einem lebenden, atmenden, immer noch singenden Denkmal heimischer Pop History. Der Blues kam wohl nicht aus Bad Ischl, aber Al Cook hat ihm genug Jahre seines Lebens gewidmet, um ihn sein eigenen nennen zu dürfen.