Das Lechtal – weiter kann man in diesem Land kaum entfernt sein von der Wiener Popszene. Ganz zu schweigen von der ästhetischen Verortung von Bluatschink, eigendefiniert als „Heiter-Kritisch-Schnulziges im Lechtaler Dialekt.“ Aber das Popfest hat die Definitionen seines Pop-Begriffs immer schon so weit wie möglich gedehnt, also wenn schon, dann bitte in alle Richtungen. Von seinen Anfängen als Duo mit Peter Kaufmann vor 27 Jahren bis zur seit 2010 bestehenden Inkarnation von Bluatschink gemeinsam mit seiner Frau Margit, hat Toni Knittel an der Entmiefung des Begriffs der Volksmusik gearbeitet. Und zwar nicht im Sinn einer stilauthentischen, historischen Wurzelsuche, sondern auf unverschämt populäre Art. Schließlich begann der Urgroßneffe der Geierwally seine Laufbahn als Arrangeur und Aufnahmeleiter im Studio der Schlagerfabrik Koch Records. Ein Vorteil dieser breitenwirksamen Strategie ist, dass man so weit über seine eigene Blase hinauszielen kann und Menschen außerhalb der liberalen Konsensglocke erreicht. Zum Beispiel mit einem Song wie „Hoamat oder so“, der die Vereinnahmung des Heimat-Begriffs durch die nationalistische Rechte aufs Korn nimmt und dabei genau die richtigen Ohren trifft.