Man könnte Mile Me Deaf als alte Popfest-Lieblinge bezeichnen, klänge das nicht so irreführend safe nach „Jedesmal-dasselbe“. Dabei hat Wolfgang Möstls Heimstudio/Live-Band-Projekt gerade wieder eine abenteuerliche kleine Metamorphose durchgemacht, weg vom betonten Pop-Appeal der jüngeren Vergangenheit hinein in die grenzenlose Welt der Sampledelia. Auslöser dieser Entwicklung war ein Gipsarm, der den Gitarrenhelden der heimischen Noise-Rock-Welt dazu zwang, das als Reaktion auf die Pariser Terroranschläge vom Vorjahr geschriebene Album „Alien Age“ aus Schnipselfunden zusammen zu montieren. Möstl legt seine Bastelkiste offen: „’Alien Age‘ beinhaltet ein Märchen auf Schwyzerdütsch, eine New Age-Selbsthilfetherapiekassette, japanische und österreichische Volksmusik, einen Ostfriesenwitz, selbst gemachte Field Recordings, einen Russisch-Sprachkurs, eine Blaskapellenkassette, eine Vulkanier-Harfe, Songschnipsel von Nino aus Wien und Sweet Sweet Moon, die Stimme von Vrillon (ein Repräsentant des Ashtar Galaxie Kommandos), eine amerikanische Gameshow aus den 1950ern, Monsterheart, klassisches Geistergeheule, einen Omnichord auf jedem Song, K D Trenk, 30GB verlorene Kassetten aus dem 1980er Underground, ein sehr hässlicher Bass, eine eigene Soundcollage aus dem Jahr 2001, drei verschiedene iPad-Instrumente, ein Schlagzeugsoundcheck, Augustus Pablo, eine 12″ mit Zither-Melodien, ein paar circuit-gebendete Spielzeugkeyboards, das verstimmte Klavier des ‚Club Scheiße‘ in Köln, The Buzzer UVB-76, einen Traktor und andere Seltsamkeiten.“ Live äußert sich das in der Verwendung von Samplern, aber dann und wann auch Gitarren, mit Möstl, Mario Zangl, Florian Seyser und Rudolf Braitenthaller auf der Bühne, sowie Percussion und Samples, die Sound-Techniker Werner Thenmayer vom Mischpult aus einspielt. Eine Rockband, meint Möstl, würde er das nicht mehr nennen: „Eher Cloudrock oder Schwammerljazz.”
Greatest Hits-Sets haben Mile Me Deaf ja sowieso nie gespielt, zu groß ist ihre Begeisterung für das jeweils Neue.