CHRISTL

Eine junge Singer-Songwriterin, die sich nicht erst mit dem Bettkanten-Kleinformat aufhält, sondern schon im vergangenen Jahr auf ihren ersten Releases „Romance is Dead“ und „Game Over“ die ungebremste Dramatik ihres Gesangs in vollen Arrangements zwischen minimalistischem Tastenspiel und breitestem Bombast zelebrierte.
Ihr jüngster, gemeinsam mit Miriam Hufnagl alias AVEC getexteter Song „Object of Desire“ geht aber noch einen guten Schritt weiter. Der verzerrte Harmoniegesang schürft hier gewollt störend an ihrer ebenso souligen wie zornigen Hauptstimme und erweitert den Bezugsrahmen auf aufregende Art von Adele in Richtung Angel Olsen. Jenes Objekt der Begierde – falls es Zweifel darüber geben sollte – will Christl dem Refrain zufolge jedenfalls sicher nicht sein.
Ihr Stück versteht sich als musikalische Manifestation der von ihr unterstützten Catcalls-Initiative, die öffentliche Aufmerksamkeit für sexuelle Belästigung von Frauen durch das vermeintliche Kompliment ungebetener männlicher Zurufe schaffen will. „Es braucht mehr Sichtbarkeit und ein Bewusstsein dafür, wie sich jede einzelne Person in solchen Situationen fühlt“, sagt Christl, „Solange es Männer da draußen gibt, die nicht verstehen, was an Catcalling falsch sein soll, haben wir noch immer ein Problem.“ Gegen Christls gewaltige Stimme wird sich so bald kein erbärmlicher Catcaller durchsetzen, so viel ist einstweilen klar.

Foto © Marlene Brandstötter