Zur Einleitung vielleicht ein paar Zeilen aus Klitcliques letztem Sommerhit „Zu zweit“: „Deine Zeit ist vorbei / Baby, sie ist vorbei / Die Phallokratie ist schon längst besiegt / Dein weicher Penis kniet und zieht noch bissi Speed / Bevor er sich endgültig verpisst.“ Ein Eindruck vielleicht davon, in welche Richtung bei Rapperinnen G-udit und $chwanger die unfein unreinen Reime gehen. „Wir sind das letzte, weibliche Rap-Duo von Österreich, Deutschland und auch der Schweiz“, versichern sie uns im selben Song mit reichlich Autotune, „weil Frauen zu zweit, ja das geht zu weit.“
Wie praktisch alles, was Klitclique in ihren Texten sagen, ist das gleichzeitig Wahrheit und Wind-Up, Konkretisierung und Kunstgriff. Letzterer quetscht oft fest an den Eiern, und zwar nicht nur den erwarteten. Zum Beispiel, wenn im Mash-Up-Video zu „Auto“ (Zitat: „Ich bin ein Mann / Ich kann mich nicht verfahren / Ich geb die Richtung an / Seit 3000 Jahren“) unter diverser Bild-Evidenz mobiler männlicher Machtfantasien auch ein paar Kader aus „Maschin“ von Bilderbuch auftauchen. Oder wenn das Innere des Guggenheim-Museums als glamourisierte Garagenauffahrtsspirale enttarnt wird. Nur falls der reguläre Kunst- und Indie-Karl glauben sollte, dass er eh nicht gemeint sei oder irgendwie drüber stünde.
„Österreichs gefährlichstes Rap-Duo aller Zeiten hat bereits in der Vergangenheit zahlreiche Freestyle-Battles disrupted, zerstört und nie wieder aufgebaut“ sagt das Info der Plattenfirma Lotterlabel, welches die sporadisch erscheinenden Songs veröffentlicht, die am digitalen Wegesrand die Verwüstung von Klitcliques physischen Performances begleiten: „Traurige Boys haben geweint, als G-udit und $chwanger den Underground hinter sich ließen, um bei FM4-Soundpark-Sessions, den Wiener Festwochen, beim Popfest Wien oder auch beim Hyperreality Festival zu triumphieren.“ Das stimmt, Klitclique waren tatsächlich schon 2017 beim von Ana Threat und Eberhard Forcher kuratierten Popfest zu sehen. Ihrem Label-“Chef“ bzw. dem diesjährigen Ko-Kurator Herwig Zamernik fällt ein gutes Argument dafür ein, warum sie heuer wiederkommen: „Das ist halt der härteste Feminismus, den’s grad gibt, deswegen ist das cool.“
Foto © Elsa Okazaki