Donnerstag, 25. Juli 2013 02.00

ZANSHIN

Zanshins Wurzeln, sagt sein Label, liegen im asiatischen Kampfsport. Nachdem die avancierte Wiener Elektronikschmiede Affine Records seit Anbeginn zu den besten Freunden des Popfest gehört, wollen wir uns darüber einmal keine Sorgen machen. Seine bis zum Geht-nicht-mehr verdichteten Verstrickungen von Synth-Sounds, Beats und Gesangsfetzen klingen jedenfalls so, als würde ihre Programmierung und erst recht ihre Live-Manipulation äußerst schnelle Reflexe erfordern. Wie heißt es gleich im Affine-Info? „Die Erforschung von Zanshin wird dich zu den Trümmern einer Art zerbrochenen Stiege leiten, die einmal zu klassischem Elektro geführt haben muss, der mit abstraktem Jazz und der Avantgarde flirtet. Verstörende Feldaufnahmen mischen sich mit Bass-Schwergewichtsmeistern, und eine erzählende Stimme könnte stets hinter der nächsten Ecke lauern und eine Art von Schlaflied singen. Dies ist Musik, deren Wirkung sich problemlos vom verschwitzten Tanzboden eines Clubs zur einsamen nächtlichen Bahnfahrt erstrecken kann. Ein fragmentiertes Panorama emotionaler Komplexität. Eine Faszination mit allen möglichen Arten von Strukturen in Sounds, überraschenden Wendungen und epischen Momenten ist stets präsent und entspricht gewissermaßen einem Credo. Und wenn man Zanshin selbst fragt, was das alles bedeuten soll, wird er einem eine eigenartige Geschichte über einen Lehrling und eine Hexe erzählen.“
So weit so mysteriös, aber der Versuch, Zanshins Musik in Worte zu fassen, ist auch kein Picknick.
Er ist zwar nicht zur Veröffentlichung gedacht, aber sein Tech Rider sagt ungefähr dasselbe auf gänzlich prosaische Art: „1×1 table (stable) Stereo line to PA 1x monitoring (stereo if possible)“ — die reine Lehre der elektronischen Euphorie-Erzeugung also, geradewegs ins Pult. Was davor passiert, bleibt Zanshins Geheimnis.