popfest

GERARD

„Nie wieder Karlsplatz“ rappt Gerard in seinem Hit „Lissabon“, lieber „schnell wieder weg von Wien.“ So wie geplant wird sich das für diesen MC mit dem Hang zur nachfühlbar geschilderten Beziehungskiste dann also leider nicht ausgehen. Aber wer so wie ein paar zig- bis hunderttausend andere das Video zu seinem Statement gesehen hat, weiß, dass es auch in Lissabon dann ja erst recht nur Streit gab. In der TU dagegen ist mit einer sehr gut besuchten Party zu rechnen. MC Gerard genießt spätestens seit seinem zweiten Album „Blur“ (2009, das erste, „Rising Sun“ erschien 2007) nämlich enorm hohes Ansehen in der Deutschrap-Szene diesseits und jenseits der Grenze, auch jener ganz im Westen: Sein Kollabo-Album mit dem Schweizer MC Gimma verfehlte nur knapp die Top 30 der eidgenössischen Album-Charts. Letztes Jahr ließ Gerard den MC vor seinem Künstlernamen wegfallen und veröffentlichte sein drittes Album „Blausicht“, das neben dem erwähnten „Lissabon“ unter anderem auch die Liebesgeschichte „Manchmal“ enthält, bemerkenswert nicht nur für die erste menschenbekannte Erwähnung der milchigen Optik, die morgens entsteht, wenn man im Überschwang des Abends zuvor die Kontaktlinsen in den Augen vergessen hat (Subtext: Es könnten auch andere Dummheiten passiert sein). Da ist auch noch Platz für von allen handelsüblichen Posen befreite, fabelhaft poetische Pointen wie „Seitdem bist du mein wunder… Punkt.“
„Britische Breakbeats treffen auf urbane Alltagsgeschichten, Generation Maybe trifft auf Neue Reimgeneration“, sagt der Pressetext. Gerard ist eine sanfte Wortgewalt, sagen wir.