popfest

ASH MY LOVE

Wer beim gemeinsamen Projekt von Ursula Winterauer (Agent Cooper) und Andreas Dauböck (Morbidelli Brothers) an die White Stripes denkt, hat Recht und auch wieder nicht. Ja, Mann und Frau machen hier gemeinsam bluesige Roots-Musik, aber sie spielt in diesem Fall den Bass und singt, und er bedient während des Gitarrespielens und Singens ein rudimentäres Schlagzeug aus Bassdrum und Tamburin. Was dann – abgesehen von der rezessionssicheren Minimalbesetzung – doch wieder mit dem Modell Jack & Meg übereinstimmt, ist der reichhaltige Einsatz von authentischem Fifties Slapback-Echo, die Kenntnis der Kraft des Primitiven, die Scheiß-mir-nix-Attitüde der Live-im-Studio-Ästhetik samt Mut zum Wackligen, solange die Emphase passt, sowie zu guter letzt die Farbgebung des Covers der „Ash My Love“ Debüt-EP „Heart“ in Schwarz, Weiß und Rot. Allerdings sieht man in diesem Fall nur eine Frau (Winterauer?) beim bildlich herzhaften Kotzen, will sagen: Sie erbricht einen ganzen Strom roter Herzchen. Man sieht, es geht nicht immer alles gut aus im Liebesleben dieser Menschen: „Home is where we hung ourselves…“, singen die beiden in selbstmörderischer Einheit samt überraschendem Nachsatz „…again.“
Wir würden ja davon abraten, Michael Hutchence hat für diese Praktik bitter bezahlt.
Der Promo-Text des Duos spricht weiters von „Blaupausen aus dem musikalischen Fundus, zerschnipselt und zu einem Statement der Morbidität zusammensetzt. Klagelieder über die Vergänglichkeit des Lebens und der Liebe entstehen, unerhört tragisch und komisch zugleich.“ So ist dann das Wort „Ash“ also nicht nur als raucherselige Lässigkeit, sondern auch als makabre Sterblichkeitsmetapher zu verstehen. In Anbetracht ihrer überaus lebhaften Live-Show machen wir uns um Ash My Love aber vorerst noch keine Sorgen.