Nicht zufällig sieht das Cover von Susana Sawoffs letztem, 2011 erschienenen Album „Wrapped Up In A Little Sigh“ aus wie ein klassisches Blue-Note-Sleeve aus den frühen Sixties, inklusive der im Pop unüblichen, namentlichen Nennung ihrer beiden Sidemen „Jörg Haberl Drums, Christian Wendt Bass“ auf der Vorderseite. Sawoff schreibt Popsongs, aber sie arrangiert, spielt und singt sie im Stil einer Jazz-Chanteuse. Selbst in „Oh No!“, der in ihrer Studioversion (übrigens zwei Jahre vor „Get Lucky“) von einer Nile Rodgers-artigen Funk-Gitarre begleiteten Up-Tempo-Single-Auskopplung findet sich ein momentan mit dem rollenden Disco-Beat brechendes klassisches Piano-Break, genauso wie im swingenden „Light Switch“, beides eindeutige Verbeugungen vor Nina Simone. Alles hier ist Vintage, das Spiel aller Beteiligten kontrolliert bis untertrieben virtuos, der Geist von Carole King schwebt durch den geschmackvoll getäfelten Raum.
Wie immer dieser Kurzsichtigkeits-Filter heißt, der der Kamera nahe Dinge ultrascharf und ferne sanft verschwommen scheinen lässt: In Susana Sawoffs Video „I Still Miss You“ kommt er genauso zum Einsatz wie in einem Live-Mitschnitt eines Konzert, das sie 2012 auf der Ö1-Kulturinsel am Donauinselfest gespielt hat. Auch das ist sicher kein Zufall, denn der Blick ihrer Songs fokussiert genauso aufs Detail. Im „Daily Waltz“ etwa denkt sie an ihn, während sie sich eine Suppe kocht und denkt „Maybe, one day…“, es ist der erste Tag im Herbst, sie dreht die Heizung auf und hört das Wasser in die Rohre schießen. „Lass uns unsere Liebe nicht zu was aufblasen, das sie nicht ist“, meint sie dagegen (übersetzt) in „Blow Up Our Love“, und in „My Sweet Baby“ fragt sie: „Wer macht dir jetzt den Tee?“ Man spürt, da ist einiges Selbsterlebtes dran und fragt sich, obwohl es einen eigentlich ja nichts angeht, wie diese Beziehungskiste schließlich ausgegangen ist. Noch heuer sollte das nächste Album erscheinen, da könnte man das vielleicht auf diskrete Weise erfahren.